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Technikforum_1_2015

Algen und Pilze effektiv bekämpfen Interview > Franz Xaver Neuer über Maßnahmen und Möglichkeiten, ein immer wiederkehrendes Phänomen in den Griff zu bekommen Technikforum: Welches sind die Bedin- gungen für die Entstehung von Algen und Pilzen an der Fassade? Franz Xaver Neuer: Es sind im Wesent- lichen drei Faktoren, die zusammentreffen müssen, damit ein Wachstum von Algen und/oder Pilzen möglich ist: • Infektionsdruck aufgrund von Sporen • Nahrung zum Wachsen aus der Luft (Staub) oder dem Untergrund (einge- setzte Rohstoffe) • Feuchtigkeit. Dabei spielt die Feuchtigkeit die entschei- dende Rolle, da sie durchaus gesteuert wer- den kann. Die beiden anderen Faktoren sind gegeben und durch den jeweiligen Standort der Fassade nicht zu verändern. Feuchtigkeit sollte nach Möglichkeit so gering wie möglich auf die Fassade einwir- ken – und falls die Fassade doch feucht wird, so schnell wie möglich wieder abtrocknen. Das gelingt • z.B. konstruktiv durch große Dachüberstände • geringe Feuchteaufnahme durch die Fassadenbeschichtung • gleichmäßige Benetzung der Fassade mit Wasser, damit ein schnelles Abtrocknen gelingt. Außerdem spielt der pH-Wert der Fassaden- beschichtung eine entscheidende Rolle. So- lange ein pH über 9 vorhanden ist, ist das Wachstum insbesondere von Algen deutlich gebremst. Pilze haben aber unter Umständen Schutzmechanismen und können dennoch entstehen. Das bedeutet, dass mineralische und silikatische Fassadenbeschichtungen am Anfang (ca. ½ –1 Jahr) eine geringere Anfäl- ligkeit für Algen und/oder Pilze haben. Technikforum: Welche Arten von Algen und Pilzen an der Fassade gibt es? Franz Xaver Neuer: Die am häufigsten auf Fassaden anzutreffenden Pilze stammen fast alle aus der Gruppe der Schwärzepilze. Diese taxonomisch nicht definierte Gruppe besteht aus Organismen, deren Mycel und Sporen/Conidien durch Einlagerung von Melanin dunkel gefärbt sind. Dies wird als eine Anpassung an UV-reiche Standorte ver- standen, bei deren Besiedlung diese Pilze einen Überlebensvorteil besitzen. Die am häufigsten auftretenden Pilze im Detail: Al- ternaria alternata, Ulocladium chartarum, Epicoccum purpurascens, Cladosporium cla- dosporioides, Cladosporium herbarum, Au- reobasidium pullulans, Alternaria tenuissi- ma, Phoma herbarum, Acremonium kilien- se, Paecilomyces sp. Die häufigsten Algen auf Fassaden kom- men aus den Gattungen Diplosphaera sp. (z.B. D. chodatii), Stichococcus sp. (z.B. S. bacillaris, S. minutus) und Chlorella sp. (z.B. C. ellipsoidea agg., C. angusto-ellipsoidea, C. luteoviridis). Technikforum: An welchen Stellen von Fassaden treten Algen und Pilze auf? Franz Xaver Neuer: Sie können an allen Stellen der Fassade bzw. Außenhülle eines Hauses auftreten, sofern die oben beschrie- benen Voraussetzungen gegeben sind. Je- doch kann man besonders auffällige Stellen am Gebäude durchaus lokalisieren. Relevante Faktoren sind: Himmelsrichtung Im Osten trocknet der Morgentau am schnells- ten ab, da die Sonne gleich morgens durch Wärmeenergie auf die Fassade einwirkt. Das erfolgt später auch im Süden. Diese Him- melsrichtung ist ebenfalls relativ trocken, selbst bei Regen. Der Westen bekommt am meisten Feuchtigkeit ab. Dies sowohl durch Kondensation als auch Regen oder Schnee. Ver- stärkt wird das insbe- sondere durch die Windrichtung. Nicht von ungefähr spricht man hier auch von der sog. „Wetterseite“. Der Norden liegt im Schatten und benötigt daher zum Abtrocknen am längsten. Fazit: Westen und Norden sind am stärksten gefährdet. Dachuntersichten Der Trend zu hellen Beschichtungen ist un- gebrochen. Im Gegensatz zu dunklen Farb- tönen ist dort eine Verpilzung deutlich sichtbar. Die warme Luft strömt, mit Feuch- tigkeit geladen, an der Fassade nach oben und trifft an der Dachuntersicht auf einen kühleren Untergrund. Dann kondensiert die Feuchtigkeit, und es kann schnell Pilzbefall entstehen. Dies wird insbesondere bei aus- kragenden Flachdächern (ungedämmt) ver- stärkt. Auch beim Einsatz von Holzwerk- stoffen wie z.B. der sog. „Seekieferplatte“ (nährstoffreich) findet ein schneller Befall statt. Büsche, Sträucher, Bäume nah an der Fassade Ideal ist ein Mindestabstand von vier Metern zur Fassade, wenn höhere Pflanzen, Büsche oder Bäume angepflanzt werden, da dadurch ein ausreichendes Abtrocknen noch ge- währleistet ist. Aufgrund der Schattenein- wirkung liegt länger Feuchtigkeit auf der Fas- sade, was wiederum die Gefahr des Befalls mit Algen und Pilzen erhöht. Alle anderen Faktoren sind immer vorhanden: Nahrung Franz Xaver Neuer ist Leiter der Caparol Technik. 17Technikforum

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