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Technikforum_1_2015

Fassadendämmung Sympathischer Dämmstoff Hanf Interview > Ein Gespräch mit Synthesa-Geschäftsführer Gerhard Enzenberger über Dämmmaterialien der Zukunft effekt bzw. Rissbildung die Folge. Aufgrund der geringen Masse der Deckschicht gibt es enorme, rasch wechselnde Temperatur- schwankungen. Die Temperatur an der Dammstoffrückseite bleibt jedoch weitge- hend konstant, die thermische Energie an der Oberfläche eines WDVS wird in mecha- nische Energie umgesetzt und im weicheren Dämmstoff abgebaut. Daraus lässt sich dann ableiten, weshalb ein Hanffaserdämmstoff so fehlertolerant ist und Matratzeneffekte de facto ausgeschlossen sind. Technikforum: Welche Besonderheit weist der ökologische Dämmstoff Hanf außerdem auf? Gerhard Enzenberger: Mit seinen hervor- ragenden Eigenschaften nimmt Hanf eine Sonderstellung unter den Dämmstoffen ein und kann sich durchaus mit konventionellen Produkten messen. Unser Hanffaserdämm- stoff besteht zum deutlich größten Teil aus Hanffasern, die in einem sogenannten Ther- mobound-Verfahren in einer Vliesfaserpro- duktion hergestellt werden. Wie bei Papier- taschentüchern werden zum Binden der Fa- sern derzeit Bicopolyesterfasern verwendet. Die Substitution durch Verwendung eines Biopolymers (Maisstärke) ist technisch abge- schlossen. Ziel ist ein voll kompostierfähiger Dämmstoff. Wir beziehen den Rohstoff zu 100 Prozent aus österreichischem Anbau. Im Hanfthal bei Laa (Thaya) wird diese Kultur- pflanze von Öko-Pionieren seit einigen Jah- ren wieder angebaut. Die Ernte erfolgt ein- mal pro Jahr. Die Gesamtperfomance der Hanffaserdämmung umfasst eine sinnvolle Landwirtschaft mit regionaler Wertschöp- fung. Das System bietet außergewöhnliche Produkteigenschaften und hat ein beeindru- ckendes Nachhaltigkeitskonzept. Der Dämm- stoff ist wiederverwertbar – das macht den Dämmstoff Hanf einfach sympathisch. Technikforum: Welche Richtung schlägt die Forschung in puncto Dämmung ein? Gerhard Enzenberger: Bedingt durch die technischen Eigenschaften von EPS sind die Entwicklungsmöglichkeiten in Bezug auf Leistungsverbesserungen ausgeschöpft. Auch die konventionelle Entwicklung von Mine- ralwolle durch eine Optimierung des spezi- fischen Gewichtes erreicht technische Gren- zen. Neuartige Dämmstoffe für die Fassade wie Bakelit/Phenol oder PU-Schäume sind meiner Meinung nach in einem sehr frühen Stadium. Momentan forcieren wir diese Technologien nicht. Dazu fehlen uns nach meinem technischen Verständnis noch wich- tige Erfahrungsberichte. In die Weiterent- wicklung von AeroGelen werden derzeit hohe Erwartungen gesetzt. Den exzellenten Eigenschaften in Bezug auf Wärmeleitfähig- keit stehen derzeit jedoch exorbitant hohe Kosten gegenüber, weshalb diese Dämm- stoffgattung ihre Gehversuche in Problem- lösungen macht. Andererseits gibt es auch hier noch etliche Hausaufgaben zu machen, um diesen Dämmstoff funktionstauglich für ein WDVS zu nutzen. Kombinationen mit schubweichen Trägermaterialien könnten hier interessant werden, z.B. Mineralwolle mit AeroGelen gemischt. Letztlich nehmen all diese Entwicklungen Bezug auf eine Leis- tungsverbesserung, um eine Reduktion der Dämmstoffdicken zu bewirken – ob die Kon- sumenten bereit sind, dafür diesen Mehr- preis auch zu honorieren, sei dahingestellt. Technikforum: Auf welche Dämmstoffe setzt die DAW-Gruppe in Zukunft verstärkt und warum? Gerhard Enzenberger: Der WDVS-Markt wird derzeit von EPS und Mineralwolle do- miniert. Zur Absicherung dieser Commodities und vor allem um wettbewerbsfähig zu blei- Technikforum: Wie „funktioniert“ Däm- mung im Allgemeinen? Gerhard Enzenberger: Das Prinzip der Wärmedämmung beruht darauf, dass Dämmstoffe schlechte Wärmeleiter sind und damit ein Temperaturabfluss vom Gebäude- inneren nach außen bestmöglich unterbun- den wird. Durch Aufbringen einer Fassa- dendämmung wird der Wandbildner als thermostationär speichernde Masse genutzt, was in weiterer Folge ein angenehmes und behagliches Raumklima schafft. Als Dämm- stoffe werden meist aus Kostengründen ex- pandierende Polystyrol-Hartschaumplatten (EPS) verwendet. Die weißen Dämmstoffe werden zunehmend durch Dalmatiner- und graue Dämmstoffe verdrängt. Eine weitere Möglichkeit bieten Aero- Gele. Nicht jeder Dämmstoff eignet sich aber für ein Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS). Die technische Funktionstauglich- keit von Wärmedämmung funktioniert nach dem Prinzip der Zwängspannung bzw. Ent- koppelung. Wie aus der Putztechnologie be- kannt ist, führt ein falscher Schichtaufbau – unten weich, oben hart – zu Spannungen und Rissbildungen. Daher kann ein WDVS nur dann funktionieren, solange die Dämm- plattenränder fest am Untergrund verklebt sind – tun sie das nicht, ist ein Matratzen- 06 Dipl.-HTL-Ing. Gerhard En- zenberger, Geschäftsführer im Bereich Technik/Marke- ting der zur DAW-Gruppe ge- hörenden Synthesa/Capatect (Österreich): „Ich bin über- zeugt davon, dass die Zu- kunft im Massengeschäft den konventionellen Dämmstof- fen gehört, aber nachhaltiges Bauen immer mehr an Be- deutung gewinnen wird.“ <

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