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CAP170064_Technikforum_1_2017

34 Holzschutz Die Zielsetzung definiert Dr. Gerhard Grüll so: „Wir suchen gemeinsam Lösungen für das System ‚Beschichtung und Holz‘ für die Verbesserung des Hagelwiderstandes. Das beschränkt sich also nicht nur auf die Be- schichtung, sondern auch die Holzoberflä- che an sich. Diese soll ebenfalls so opti- miert werden, dass ein insgesamt besserer Hagelwiderstand erreicht wird.“ Hagelsimulation und Klassifizierung Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in der Schweiz und Österreich ein Hagelregister. Darin sind Baustoffe hinsichtlich ihrer Hagel- widerstandsfähigkeit klassifiziert. Grundlage der Klassifizierung ist ein Beschuss der Ober- flächen mit einer Hagelkanone. Dabei wer- den Eiskugeln mit einem Durchmesser von 10 bis 50 mm auf die Baustoffoberfläche geschossen. Der Beschuss erfolgt bei Fassa- denbaustoffen im 45°-Winkel. Das Ergebnis wird in Hagelwiderstandsklassen von 1 bis 5 klassifiziert (HW 1–5). Der Wert HW 3 be- deutet zum Beispiel, dass die Oberfläche einen Beschuss mit einer Eiskugel von 30 mm Durchmesser schadenfrei übersteht. Somit existiert in diesen Ländern ein aner- kanntes Verfahren für die Simulation und Bewertung von Hagelschäden. Daran will das Forschungsvorhaben anknüpfen. Ganz so einfach ist es jedoch nicht: Für Dachziegel ist das Verfahren sicher eine taugliche Methode. Aber liefert es auch dif- ferenzierte Ergebnisse für die Entwicklung von Beschichtungsstoffen auf Holz? Aktuell gibt es deshalb noch Diskussionen darüber, ob und wie dieses Verfahren wirklich praxis- gerecht für Holzoberflächen genutzt werden kann. Der variantenreiche Baustoff mit sei- nen unterschiedlichen Oberflächenhärten und der inhomogenen Struktur aus Früh- und Spätholz hat seine Tücken. Glücklicher- REM-Aufnahme von Polyamid-Mikrokapseln im Beschichtungsfilm: Diese 15 bis 70 Nanometer großen Kapseln werden durch Grenzflächenpolykondensation um einen Wirkstoff herum hergestellt. Beim Auftreffen eines Hagelkornes brechen diese Kapseln in der Beschichtung auf und geben an der Verletzungsstelle den Wirkstoff frei. Das kann eine imprägnierende Flüssigkeit sein, welche die Einschlagstelle versiegelt. Außerdem können auch Stoffe freigegeben werden, die den Beschichtungsfilm an der Schadstelle nachvernetzen. Das wäre dann tatsächlich eine „selbstheilende Beschichtung“. > und für den im Malerhandwerk wichtigen Baustoff Holz ist das auch keine Werbung.“ Im unmittelbaren Einzugsgebiet von Maler- meister Rehfuss gab es 2016 glücklicher- weise keine vergleichbaren Schäden. Dafür war im benachbarten Villingen-Schwennin- gen der Teufel los. Rehfuss: „Wir haben hier im Schwarzwald begründete Angst vor Hagel. Hagelresistentere Holzoberflächen und Beschichtungen wären deshalb sehr zu begrüßen.“ Wenngleich die Schwarzwaldregion auf- grund ihrer geografischen Lage für Hagel- stürme besonders anfällig ist, so sind die Erlebnisse von Malermeister Jürgen Reh- fuss auch bundesweit kein Einzelfall. Ha- gelschäden nehmen nicht nur an Kraftfahr- zeugen, sondern auch an Gebäuden zu. Ende Juli und Anfang August 2013 führten mehrere Hagelzüge in Niedersachsen und Baden-Württemberg zu Schadensummen, die zuvor in dieser Größenordnung noch nicht auftraten. Nach Schätzungen des Ge- samtverbands der Deutschen Versiche- rungswirtschaft e. V. (GDV) lagen diese bei 2,7 Milliarden Euro – mehr, als die Rekord- hochwasser 2002 und 2013 oder der Orkan Kyrill 2007 verursachten.* In Österreich und der Schweiz sind Hagelstürme in der kritischen Jahreszeit ein noch häufigeres Problem. Für die Deutschen Amphibolin-Werke (DAW) ist das Grund genug, um in Zusammenarbeit mit anderen Beschichtungsstoffherstel- lern und renommierten Forschungsinsti- tuten Lösungen für beschichtete Holz- oberflächen zu finden. Das gilt umso mehr, da die Lasuren der DAW-Marke Caparol in Österreich entwickelt und auch in den Alpenregionen verwendet werden. Die Leitung des Forschungspro- jekts „Hagelbeständige Holzbeschichtun- gen“ hat Dr. Gerhard Grüll von der Holz- forschung Austria. * Quelle: Climate Service.

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