Historische Sanierung: Vom Dorfgasthaus zum Wohngebäude
Fassadensanierung eines ehemaligen Dorfgasthauses in der oberschwäbischen Gemeinde Schlier
Im Jahr 1747 wurde das Gebäude mit dem markanten Halbwalmdach als verbretterte Bohlenkonstruktion errichtet. Bis Ende der 60er Jahre hat man im „Gasthaus zur Sonne" Bier und Braten serviert, dann wurde der Gastbetrieb aufgegeben. Vor einigen Jahren erwarb der heutige Besitzer das denkmalgeschützte Bauwerk zur reinen Wohnnutzung und ließ es von Grund auf sanieren.
Nachhaltige Bauinstandsetzung
Die Sanierungsmaßnahmen wurden in Absprache mit der Unteren Denkmalschutzbehörde in Grünkraut-Gullen, dem Regierungspräsidium Tübingen, Denkmalpflege und der Kreisbeauftragten für Denkmalpflege, Ursula Rückgauer, unter Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und denkmalpflegerischer Gegebenheiten durchgeführt. Es galt, die Gebäudeumnutzung und Restaurierung mit dem Erhalt der historischen Gebäudestruktur und des prägenden äußeren Erscheinungsbildes im Straßenraum in Einklang zu bringen.
Den Abschluss der umfangreichen Arbeiten bildete die Fassadensanierung im Jahr 2009. Die historische Farbgebung war für die Mitarbeiter der Denkmalbehörde offensichtlich, so dass in diesem Fall auf eine Befundung durch einen Restaurator verzichtet werden konnte. Das Sanierungs- und Farbkonzept wurde dann entsprechend der ermittelten Befunde in Zusammenarbeit mit dem ausführenden Malerbetrieb entwickelt.
Sanierputz-System
Zunächst musste der Außenputz aufgrund erheblicher Schäden vollständig abgeschlagen werden, schadhafte Teile der freigelegten Holzkonstruktion ließ man austauschen. Anschließend wurde die gesamte Außenhaut vollflächig neu verputzt. In Absprache mit dem Denkmalschutz entschied sich der Verarbeiter beim Neuverputz für das Histolith Trass-Sanierputz-System von Caparol.
Der Histolith Trass-Sanierputz ist speziell für die bei der Sanierung alter Bausubstanz typischen feuchten Wände mit Begleiterscheinungen wie z. B. Salzausblühungen im Sockelbereich von Fassaden entwickelt worden: Innerhalb des Putzes bilden sich Lufträume (so genannte Luftporen), die das Kapillarsystem unterbrechen und dazu führen, dass sich durch die Kapillaren bis zu den Lufträumen geführtes Salz und Feuchtigkeit in diesen Poren ablagert und auskristallisiert. Die Vielzahl der Luftporen gewährleistet eine hohe Porosität des Sanierputzes, wodurch auch die Dampfdurchlässigkeit erhalten bleibt. In den Luftporen haben die Kristalle genügend Raum, sich auszubreiten, wodurch ein Abplatzen von Putzteilen verhindert wird. Außerdem kann durch das Anlagern der Feuchtigkeit und der Salze im Sanierputz die Zerstörung des Putzgefüges als solches verhindert werden.
Zur Vorbereitung des Untergrunds musste zunächst ein geeigneter Putzträger mit Ölpapier aufgezogen werden. Nach dem Auftragen eines netzförmigen Spritzbewurfs wurden 2 Lagen Sanierputz mit einer Stärke von 10-20 mm aufgebracht und planeben verzogen. Die fertig verputzte Fassade erhielt einen diffusionsoffenen Anstrich mit Histolith Kristallin Silikatfarbe von Caparol.
Alle Putzflächen wurden in einem warmen Ockerton gestrichen und harmonieren bestens mit dem hellen Grün der Holzverkleidung und den rostrot beschichteten Fensterläden. Die Deckbretter des Fensterstocks sind mit Diagonalstreifen gestaltet worden - ein vielfach belegtes historisches Motiv. Die farbigen Streifen greifen alle am Gebäude auftretenden Farben wieder auf und werden durch ein kräftiges Dunkelblau akzentuiert. Die Farbgebung orientiert sich an nachgewiesenen Farbbefunden, die von der Denkmalpflege zeitlich dem 19. Jahrhundert zugeordnet werden.
Gelungene Restaurierung
Der Verarbeiter ist von den Produkten aus dem Hause Caparol begeistert. „Histolith ist einfach in der Anwendung und sicher im Ergebnis," erklärt Wolfgang Bauhofer. „Die perfekt aufeinander abgestimmten Produkte geben sowohl dem Verarbeiter als auch dem Bauherrn Sicherheit."
Das persönliche Engagement der Eigentümer, aber auch die Einbindung der fachlichen Kompetenz der Denkmalschutzbehörden und des ausführenden Malerbetriebs machen die „Sonne" zu einem gelungenen Beispiel für eine verantwortungsvolle Umnutzung und Sanierung mit viel Liebe zum Detail. Auch ohne Gastbetrieb sorgt das ehemalige Wirtshaus so für Gemütlichkeit und Atmosphäre und ist eine Bereicherung für den Ort.