Maria am Wasser hat sich wieder schön gemacht
Mit handwerklicher Meisterschaft Hochwasserschäden beseitigt
Die malerisch am rechten Elbufer gelegene ehemalige Schifferkirche im Dresdener Ortsteil Hosterwitz ist ein Kleinod in der ohnehin reichen Denkmallandschaft der sächsischen Landeshauptstadt. Sie hat ihren Namen Maria am Wasser von der Vorgängerin, einem spätgotischen Hallenbau aus dem Jahre 1495, erhalten. Am Flusslauf gelegen, bot sie Fischern und Schiffern am Wege sowie Ortsansässigen Gelegenheit zum Glaubensbekenntnis. Im Verlauf von zwei Jahrhunderten stiegen die Ansprüche der Hosterwitzer Kirchengemeinde an ihr Gotteshaus. Beginnend mit dem Jahre 1704 erhielt es Schritt für Schritt seine heutige Gestalt, deren Wahrzeichen der zwiebelförmige Kirchturm ist. Fortan galt sie als Gemeindekirche von Hosterwitz und verlor ihre ursprüngliche Funktion als Schifferkirche. Die Bombardierung Dresdens im Februar 1945 überstand der Kirchenbau nahezu ohne Schäden.
Die zwei Seiten der Medaille
Die reizvolle Lage der evangelisch-lutherischen Kirche Maria am Wasser mit ihren alten Grabmalen und dem von einer Mauer umgebenen Kirchhof macht sie zu einem Wallfahrtsort für Hochzeitspaare, die darin den Bund der Ehe schließen. Zum großen Freundeskreis gehört auch der Architekt Dr. Walter Köckeritz, der am anderen Ufer des Flusses in der geschichtsträchtigen Putjatinstraße mit zwei Kollegen das Architekturbüro Köckeritz + Zipp Architekten betreibt. Er gilt in Sachen Denkmalschutz als Kenner der Materie, war unter anderem an den Planungen zum Wiederaufbau der Semperoper beteiligt und nahm sich zuletzt der Sanierung der Kirche Maria am Wasser an.
Denn ihre Wassernähe hat auch einen Nachteil. Wenn die Elbe über die Ufer tritt, besteht immer die Gefahr, dass das Wasser auch vor der Kirche nicht Halt macht. Ihr Sandsteinmauerwerk hat schon vielen Hochwassern standgehalten, ohne Folgen geblieben sind sie nicht. Das bisher letzte Hochwasser im Juni 2013, als der Pegelstand der Elbe in Dresden nach heftigen Regenfällen weit über 8 m anstieg, hatte vor allem im Innenraum des Gotteshauses beträchtlichen Schaden angerichtet. Es hinterließ eine insgesamt stark durchfeuchtete Kirche sowohl was die Bausubstanz als auch die reichlich vorhandenen Holzbauteile betraf. Der Kircheninnenraum lebt von seinen zweigeschossigen Emporen, der ansehnlichen Kreutzbach-Orgel an der Westseite und dem an der nördlichen Kirchenwand befindlichen Altar, über dem sich die Kanzel befindet.
Aufgabenstellung zu Papier gebracht
Den Auftrag, das Gebäudeensemble in den Zustand zurückzuversetzen wie vor der Flut, erhielt Dr. Köckeritz auf der Wanderschaft von München nach Venedig telefonisch. Auftraggeberin und Auftragnehmer hatten in unterschiedlichen Gremien zusammengearbeitet und wussten, was sie voneinander zu halten haben. Zugute kam dem Architekten, dass unmittelbar nach der Flut fachkundige Gemeindemitglieder eine Aufgabenstellung für die Sanierung von Kirche, Pfarrhaus, Jugendzentrum und dazugehörigen Außenanlagen zu Papier gebracht hatten, die sich als eine solide Grundlage für das Sanierungskonzept erwies. Die Kosten beliefen sich auf 180 000 bis 200 000 Euro.
Was den Kirchenbau betraf, waren geringfügige Ausbesserungen am Sandsteinmauerwerk notwendig. Voraussetzung für den weiteren Fortgang der Arbeiten war aber vor allem, Mauerwerk und Inventar gründlich austrocknen zu lassen. Unterstützt wurde der Trocknungsprozess durch eine Wandheizung im Altarbereich, die von einer im Dachraum untergebrachten Wärmepumpe gespeist wird. Um den Prozess bei erneuten Wassereinbrüchen beschleunigen zu können, sah das Sanierungskonzept das Anbringen von zwei Gittertüren an den Haupteingängen vor, die im Bedarfsfalle eine ständige Durchlüftung der Räumlichkeiten ermöglichen. Zugleich wurde eine Gerüstbaufirma beauftragt, bei zu erwartendem Hochwasser unverzüglich Gestühl und weitere Holzteile zu demontieren und für die Lagerung geeignete Regale vorzuhalten.
Im Herbst des Jahres hatte die Kirche in ihrer Gesamtheit die Trockenheitswerte erreicht, die die farbliche Aufarbeitung der Innenräume mit ihrem beträchtlichen Holzanteil gestatteten. Geringe Losgrößen ließen eine beschränkte Ausschreibung zu, was dazu führte, dass bekannte und bewährte Firmen zum Zuge kamen. Dazu gehört unter anderem die traditionsreiche Pirnaer Malerfirma Christian Kotte, die in der Gemeinde schon Proben ihres Könnens abgeliefert hatte. Sie nahm sich der Holzbauteile an, für die die Ausschreibung produktneutral erfolgt war. In diesem Fall setzte Malermeister Christian Kotte auf Erprobtes und Bewährtes. Er entschied sich für den hochwertigen Capalac Seidenmatt-Buntlack. Der seidenmatte Lack besticht durch seine gute Farb- und Glanzstabilität, sehr hohes Stand- und Deckvermögen und eine perfekter Kantenabdeckung. Der Farbentwurf orientierte sich weitgehend an der vorherigen Farbgebung mit ihrem grauweißen Grundton und dem Graugrün der Schmuckelemente.
Blickfang im Kircheninneren sind zweifellos die zweifarbigen Brüstungen der in Skelettbauweise errichteten umlaufenden Emporen mit ihren Füllungen und Schattenbändern, die von sich nach oben verjüngenden einfachen hölzernen Säulen getragen werden. Stimmig auch die Einbindung der Orgel in das Farbkonzept, deren Gehäuse gleichfalls mit einen Neuanstrich bedacht wurde. Rund 600 Quadratmeter Holzflächen und -teile erhielten durch den Anstrich mit dem ausdrucksvollen Capalac Seidenmatt-Buntlack ihre Ausstrahlung zurück und verbreiten in der kleinen Kirche am Elbufer eine andachtsvolle Stimmung. Mit größter Sorgfalt trugen die Maler nach dem Reinigen und Anschleifen des Holzes Capalac AllGrund als Haftgrundierung auf, ehe sie mit der Decklackierung für den krönenden Abschluss sorgten. Architekt Dr. Köckeritz, der auf der Baustelle regelmäßig nach dem Rechten sah, freut sich wie die Kirchengemeinde, Hochzeitspaare und Besucher über das gelungene Werk. Maria am Wasser hat sich wieder schön gemacht.
Autor: Wolfram Strehlau
Fotos: Caparol Farben Lacke Bautenschutz/Martin Ksienzyk, Dresden
Bautafel
Objekt:
Sanierung der ehemaligen Schifferkirche Maria am Wasser, 01326 Dresden-Hosterwitz, Kirchgasse 6
Auftraggeber:
Kirchengemeinde Maria am Wasser, 01326 Dresden, Kirchgasse 6
Sanierungskonzept und Baubegleitung:
Architekturbüro Köckeritz und Zipp, Dr. Walter Köckeritz, 01259 Dresden, Putjatinstr. 26
Malerarbeiten Holzbauteile:
Malerfirma Christian Kotte, 01796 Pirna, Lohmener Str. 9