Seniorenresidenz „Aurach Park“ - Funktional und ästhetisch gelungen
Wohnen im Alter
Das Thema „Wohnen im Alter" wird nach demografischen Erkenntnissen in Zukunft immer mehr Menschen beschäftigen. Der Bedarf an Wohnraum speziell für Senioren nimmt zu. Dabei spielen nicht nur praktische Gesichtspunkte in der Ausstattung der altengerechten Wohnung eine bedeutende Rolle. Neben den funktionalen Aspekten ist auch der visuelle, gestalterische Eindruck des Hauses zu berücksichtigen. Schließlich wird deutlich mehr Zeit in den eigenen vier Wänden zugebracht als in jüngeren Jahren. Die Eingewöhnung in eine neue Bleibe stellt sich mit fortschreitendem Alter schwieriger dar, deshalb muß sie gefallen.
Konzeption
In Herzogenaurach, einem bayrischen Städtchen mit 20.000 Einwohnern, ist ein Altenwohnheim entstanden, das den Wunschvorstellungen vieler Menschen entsprechen dürfte: nämlich ein autonomes Leben mit einem umfangreichen Serviceangebot in schöner Umgebung und in funktional sowie ansprechend gestaltetem Wohnraum zu führen.
Die Seniorenresidenz in der Würzburger Straße ist günstig gelegen. Der historische Stadtkern befindet sich in unmittelbarer Nähe, und der Weg ins Grüne beginnt direkt hinter dem Gebäudekomplex. Das Grundstück wird durch den Flußlauf Aurach begrenzt, aus dem sich auch der Name „Aurach Park" ergibt.
Geplant und realisiert wurde der „Aurach Park" vom Architekturbüro Obermillacher aus Ansbach im Auftrag der Firma KFM Kreativbau GmbH & Co. KG, die vor Ort ansässig ist. Viele Erfahrungen sind aus vorhergehenden Bauprojekten, ebenfalls zum Thema Wohnen im Alter, eingeflossen.
Baustrukturanalyse
Der Komplex besteht aus insgesamt vier Gebäuden: Drei Häuser beherbergen das sogenannte „Service-Wohnen" und ein weiteres Haus das Pflegeheim. Das Ensemble wurde in zwei Bauabschnitten fertiggestellt. Im ersten Bauabschnitt ist das Pflegeheim mit 105 Plätzen errichtet worden. Der langgestreckte, 3-geschossige Baukörper, der in der Mitte durch einen eingeschobenen Querriegel unterbrochen wird, entstand im Oktober 2001. Die Fertigstellung der östlich angrenzenden Häuser für das Service-Wohnen erfolgte im Frühjahr 2002. Dieser Bereich zeichnet sich durch drei baugleiche 5-geschossige Gebäude in kubischer Form aus, die in der Erdgeschoßzone miteinander verbunden sind.
Im Bereich des Service-Wohnens wurde das Erdgeschoß als Ladenzone geplant, es wird aber zum Teil auch für Büroräume genutzt. In den drei Häusern ist neben dem Service-Wohnen auch das Gesundheitszentrum untergebracht. Insgesamt sind 45 barrierefreie Wohneinheiten mit unterschiedlichen Quadratmeterzahlen im Gebäudeensemble vorhanden. Alle Wohnungen verfügen über mindestens einen großzügigen Balkon. Unterhalb der Wohnhäuser befindet sich eine Tiefgarage mit ausreichend Parkraum. Von hier aus sind alle Ebenen der drei Häuser bequem mit dem Aufzug zu erreichen.
Der vor der Ladenstraße und den Wohnungszugängen liegende Fußweg entlang der Würzburger Straße wurde mit einer Überdachung versehen und ermöglicht es trockenen Fußes von einem Haus zum nächsten zu gelangen. Auch im 1. Obergeschoß ist durch einen verglasten Verbindungsgang ein komfortabler Transfer zwischen den Häusern möglich. Dieser Gang dient gleichzeitig als Windschutz für die angrenzende Sonnenterrasse. Sonnenterrasse und Cafeteria sind nach Süden mit Blick ins Grüne sowie auf die Aurach ausgerichtet.
Das durchdachte bauliche Ensemble zeigt sich dem Betrachter klar gegliedert. Das langgestreckte Pflegeheim erhält durch die Fensterbänder und die abgesetzte Erdgeschoßzone eine starke Betonung der horizontalen Ausrichtung. Der mittig eingeschobene Baukörper wirkt ausgleichend, weil hier die Vertikale herausgestellt wird. Bewohnern und Besuchern wird schnell klar, daß sich dieser Bereich funktional absetzt. Den Eingangsbereich hier zu vermuten, liegt nahe - und so ist es auch. Deutlich wird zudem, daß die zwei Bereiche Pflegeheim und Service-Wohnen nicht direkt zusammengehören.
Die Häuser des Service-Wohnens sind höher und erhalten durch die Fensterbänder und Balkone eine vertikale Akzentuierung. Die Architektur beider Bereiche besticht durch Schlichtheit und funktionale Aspekte. Ein Mix verschiedenster Baumaterialien aus Putzflächen, Metall, Aluwelle, Holz und Glas vermittelt einen zeitgemäßen, modernen Eindruck.
Farbgebung
Die klare Sprache der Architektur verlangt nach einer eben solchen Farbgebung. Dies war auch Wunsch des Bauherrn und Architekten. Außerdem sollten die vier Häuser farblich unterschiedlich gefaßt werden. Wohl wissend, daß die richtige Farbwahl mit entscheidend ist für die Akzeptanz eines Gebäudes, entschieden sich die Verantwortlichen, das Caparol-FarbDesignStudio einzuschalten. Farbgestalterin Gudrun Kabel machte sich vor Ort ein Bild und erarbeitete in Kooperation mit dem Architekturbüro Obermillacher ein Konzept. Die Farbgebung sollte sowohl zur eher grauen und tristen Straßenseite als auch zur grünen Umgebung der Rückseite passen. Daher fiel die Wahl auf warme Farbtöne aus dem Gelb-, Rot- und Grünbereich. Die ausgewählten Farbnuancen stammen aus der Kollektion des Caparol 3D-Systems. Wie gewünscht, erhielten die einzelnen Häuser des Service-Wohnens je einen individuellen farbigen Anstrich.
Ein kräftiges Orangerot, ein warmes Gelb und ein vergrautes Grün bilden die Farbabfolge in West-Ost-Richtung. Trotz gleicher Bauweise der drei Häuser ergibt sich durch die abwechslungsreiche Farbinterpretation ein deutliches Unterscheidungsmerkmal und macht so die Kommunikation für Bewohner und Besucher einfach. Dies hilft den Menschen zugleich, sich mit ihrer neuen Heimat besser zu identifizieren. Es fällt außerdem leichter zu sagen, „Ich wohne im roten Haus", als zu erläutern: „Ich wohne im ganz linken der drei weißen Häuser" (vorausgesetzt die Häuser wären alle weiß gestrichen). Die Farbe schafft so etwas Individuelles und verleiht jedem Gebäude seinen eigenen Charakter.
Farbtöne mit südlichem Charme
Auffällig ist die Intensität der Farben. Keine zarten Pastelltöne, sondern kräftige Akzente vermitteln: „Hier macht das Leben Spaß!" Diese Assoziation steht auch in Verbindung mit dem südlichen Charme, der in den drei Farbtönen gesehen werden kann. Beeindruckend ist, wie stark die Fassadenfarben tatsächlich strahlen. Das erklärt sich dadurch, daß sie an jeder Fassade für sich alleine wirken können. Alle anderen Farbträger spielen eine untergeordnete Rolle - Fensterrahmen und Balkongeländer sind anthrazit und graumetallic. Die Leuchtkraft der farbigen Fassadenflächen wird so durch die Kombination mit neutralen und dunkleren Farben intensiviert. Dies läßt sich auch in der Erdgeschoßzone ablesen. Hier korrespondieren die Fassadentöne mit hell- und mittelgrau gestreiften Flächen der Verbindungstrakte zwischen den Häusern. Die Streifung ist bereits durch den Putz vorgegeben und wirkt dadurch nicht aufgemalt. Durch die streifigen Zwischentrakte erhalten die Häuser des Service-Wohnens eine gemeinsame Basis und auch eine gestalterische Verbindung. Diese Basis wirkt durch die Überdachung des Fußwegs verschattet und somit farblich dunkler. Den Häusern verleiht dieser Effekt eine optisch stabile Plattform.
Im benachbarten Pflegeheim setzt sich die streifige Erdgeschoßzone fort. Die Farben der Streifen wirken hier ohne Überdachung heller. Heller ist auch der angrenzende Fassadenton, ein frisches Gelb. Der Farbton harmoniert mit den anderen Fassadentönen des Ensembles, und es entsteht ein angenehmer Wechsel von Flächen in Hell-Dunkel-Nuancen. Der mittlere Querriegel macht mit einem kräftigen Rotton auf sich aufmerksam und erhält zusätzlich einen türkisen Akzent im Eingangsbereich. Dieser Lackton stellt eine Verbindung zur Farbigkeit der Markisoletten her, die auf der Gebäudesüdseite für Sonnenschutz sorgen. Jene Seite zeigt sich deutlich anders als die Straßenfront, da Glasflächen und Verkleidungen mit Aluwelle die gelben Putzflächen größtenteils ersetzen.
Obwohl sich die Bereiche Service-Wohnen und Pflegeheim architektonisch und farblich differenzieren, sind die vier Häuser als Ensemble klar erkennbar. Verbindend wirken etwa die durchgängig dunklen Fenster, die gestreifte Erdgeschoßzone und der breite Dachüberstand in Warmweiß. Die Resonanz der Bürger Herzogenaurachs und das der Bewohner des „Aurach Parks" ist überaus positiv. Das zeigt, daß Konzept und Gestaltung der Wohnanlage stimmig sind. Ein gelungenes Beispiel für all jene Bauprojekte, die in den nächsten Jahren noch folgen müssen, um dem enorm steigenden Bedarf an Wohnraum für ältere Menschen zu decken.