Energetische Sanierung mit Stabilitätszuwachs verbunden
Oytener Grundschule auf aktuellem Stand der Technik
Das unweit von Bremen gelegene Oyten ist mehr als 800 Jahre alt und macht dennoch einen rüstigen Eindruck. Es ist im Laufe eines Jahrzehnts mit benachbarten Orten zu einer Großgemeinde verschmolzen, in der mehr als 15.000 Einwohner zu Hause sind. Wo einstmals Bauern die Felder bestellten, haben sich Industrie und Gewerbe angesiedelt und sind moderne Wohnsiedlungen entstanden. Im Rathaus ist die Ortskernsanierung das zentrale Thema. Dabei geht es um attraktives Wohnen, Einrichtungen des öffentlichen Lebens und eine gute Kinderbetreuung. Effiziente Lösungen sind Gegenstand eines Architekten-Wettbewerbes. Das Konzept schließt auch die energetische Sanierung der Grundschule Oyten ein, die in einer Zeit erbaut und erweitert wurde, als die Wärmedämmung für die Planer kein Thema war. „Wir wollen dem demografischen Wandel eine Antwort auf Oytener Art geben", fasste Bürgermeister Manfred Cordes das Anliegen des komplexen Sanierungsvorhabens zusammen. Finanziell in die Lage versetzt wird die Gemeinde dazu durch die Bereitstellung von Mitteln aus dem Bundesprogramm „Stadtumbau West".
Auf Neubaustandard gebracht
Das Gebäudeensemble der Grundschule ist in den 50er und 60er Jahren entstanden und wurde 1980 durch eine Mehrzweckhalle komplettiert. Mit seinem zweischaligen Mauerwerk aus Kalksandstein und ziegelfarbenen Verblendern hat es über die Jahrzehnte eine gute Figur gemacht und sich dem strapaziösen Schulbetrieb gewachsen gezeigt. Als Defizite erwiesen sich in der jüngsten Vergangenheit vor allem die unzureichend isolierte Fassade mit ihren einfach verglasten Fenstern und Wärmeverluste durch Undichtigkeiten an den Bauteilanschlüssen. Solche Mängel belasten gleichermaßen die Heizkosten wie auch Klima und Umwelt. Zielstellung der Schulsanierung konnte unter diesen Umständen nur sein, das energetische Niveau durch die komplexe Instandsetzung von Fassaden, Fenstern und Dach auf Neubaustandard zu bringen, wie es auch die Förder-Richtlinien des Stadtumbauprogramms verlangt, und die Gunst der Stunde für weitere bauliche Maßnahmen zur Verbesserung des Schulbetriebes zu nutzen. Die Zuständigkeit für das Vorhaben wurde in die Hände des Fachbereichs Bauen und Planung der Gemeinde gelegt. Mit der Fassadensanierung beauftragt wurde der renommierte Bremer Malereibetrieb Siebrecht, der auf diesem Gebiet über reichlich Erfahrung verfügt.
Zunächst wurde der Energieverbrauch einem Soll-Ist-Vergleich unterzogen. Er betrug rund 250 kWh/ m2 im Jahr. Diesen Wert galt es um etwa ein Drittel zu senken. In den Mittelpunkt der Planung, die im eigenen Haus stattfand, rückte die Gestaltung der Fassade, von der der größte Ertrag bei der Senkung des Energiebedarfs erwartet wurde. Bürgermeister und Gemeindevertreter waren sich einig, dass das traditionelle Erscheinungsbild mit der ortstypischen Verklinkerung nicht zur Disposition stand.
Energieeffizienz und dauerhafte Funktionsfähigkeit gefragt
Für die energetische Sanierung der Gebäudehülle hält der Markt eine Fülle von Lösungen und Materialien bereit. Das veranlasste Hochbautechniker Kay Böning, im Fachbereich für das Vorhaben verantwortlich, den Rat von Experten aus Industrie und Handwerk zu suchen. In Caparol-Fachmann Kai Reefmann und Bauleiter Ulf Meyer von Siebrecht fand er kompetente Gesprächspartner, denen das Thema Schulsanierung nicht fremd war. Sie einigten sich auf eine Fassadengestaltung, die hohe energetische Effizienz mit überdurchschnittlicher Schlagfestigkeit verband und an das frühere Erscheinungsbild anknüpfte. Denn ein Schulhof ist kein Klostergarten, und die umgebenden Fronten müssen „Einschläge" der verschiedensten Art und Stärke verkraften. Dafür gab es in der Angebotspalette des renommierten Herstellers hochwertige Produkte. Im speziellen Fall boten sich zur Wärmedämmung die „Dalmatiner-Platte" mit einem Wärmeleitwert von 035 und der thermischen „Bremswirkung" bei intensiver Sonneneinstrahlung als wesentlicher Bestandteil des Capatect-WDVS, eine schlagfeste carbonfaserverstärkte Armierung und der attraktive Meldorfer Flachverblender mit seinem geringen Gewicht als besonders geeignete Komponenten der Beschichtung an.
Der erfahrene Techniker Böning weiß die Theorie zu schätzen, wollte sie aber durch die Praxis bestätigt sehen. Gemeinsam mit Vertriebsfachmann Reefmann machte er sich auf den Weg, Anwendungsbeispiele in Augenschein zu nehmen. Sein Urteil: Gesehen und für gut befunden. Für den Malereibetrieb Siebrecht, der mit rund 160 Mitarbeitern und einem umfangreichen Leistungsspektrum zu den großen innovativen Malerbetrieben im norddeutschen Raum gehört, lag der Einsatz solcher bewährten Produkte auf der Hand.
Konstruktiv zusammengearbeitet
Bauleiter Ulf Meyer lobte die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Fachbereich und dem Caparol-Mann vor Ort. Sie sei geprägt gewesen von produktiven Gedankenspielen und intensiver Beratung in Detailfragen. Insgesamt waren rund 1.000 Quadratmeter Fassadenfläche zu sanieren. Dabei hatten es die Handwerker mit zweischaligem durch eine Schalenfuge getrennten Mauerwerk zu tun. Angesichts der zu erwartenden Belastung der Außenschale durch das WDVS, die bis zu 18 kg pro Quadratmeter betrug, erwies es sich als notwendig, die Wirksamkeit der Verbindung zwischen beiden Mauerschalen zu überprüfen. Die geringe Zahl aufgefundener Drahtanker veranlasste den Verarbeiter, zunächst die Verbindung durch Epoxidharzinjektionen zu stabilisieren, ehe das WDVS mit der Dalmatiner-Platte aus Polystyrol in Stärken zwischen 10 und 16 Zentimeter direkt auf die alte Verklinkerung aufgebracht werden konnte. In die Schalenfugen wurde Zellulose eingeblasen, um den Dämmeffekt zu verstärken.
Einvernehmlich war die Entscheidung gefallen, im Interesse von Festigkeit und Dauerhaftigkeit an allen Gebäudefassaden rundum Carbonfaserspachtel als Armierung einzusetzen. Der Bauherr folgte der Empfehlung, im Bereich des Innenhofes, der außerhalb des Unterrichts als öffentlicher Spielplatz dienen soll, mit der Verwendung von CarboNit, das eine noch höhere Schlagfestigkeit besitzt, einen zusätzlichen Schutz zu schaffen. Die zweikomponentige carbonfaserverstärkte Armierungsmasse erreicht bei einer Höhe von zwei Metern ihren Grenzwert, was als völlig ausreichend eingeschätzt wurde.
Ihren „Schliff" erhielt die Fassade durch das Aufbringen der Meldorfer Flachverblender, die in Format und Farbe den örtlichen Gegebenheiten angepasst wurden. Sie werden im Klebebett einzeln verlegt . Es sei darauf angekommen, so Bauleiter Ulf Meyer, die Schichtstärken so zu gestalten, dass ein einheitliches Fugenbild zustande kam. Verlegt worden sei in einem „wilden Verband", der sich an kein Schema halte und gerade deshalb so lebendig erscheine. Kay Böning sieht den Charme der Fassadengestaltung darin, dass die früher erkennbaren, der unterschiedlichen Entstehungszeit geschuldeten Abweichungen der Bauteile voneinander verschwunden sind und der Gebäudekomplex nunmehr wie aus einem Guss erscheint. Den Platz des schmückenden Kalksteins in den Eingangs- bzw. Durchgangsbereichen und auf den Fensterbänken nahmen im Zuge der Sanierung Bossensteine aus dem Leichtbaustoff Capapor ein, die dem Original in nichts nachstehen.
Einher gegangen ist die Sanierung der Fassade mit einer Reihe von weiteren baulichen Maßnahmen, zum Beispiel in den Klassenzimmern, die mit Akustikdecken ausgestattet wurden, und im Sanitärbereich. „Wir haben unsere Schule nach dem Stand der Technik saniert", resümierte Kay Böning. Dafür spricht auch der – bisher zwar nur errechnete – Wärmebedarf von 168 kWh pro Quadratmeter Nutzfläche.
Autor: Wolfram Strehlau
Fotos: Caparol Farben Lacke Bautenschutz / Martin Duckek