Theater "über den Wolken"
Optik und Technik vereint im Stuttgarter Fernsehturm
Es gibt sicherlich nicht viele Veranstaltungsorte in der baden-württembergischen Landeshauptstadt, die eine derart spektakuläre Aussicht aufweisen, wie die Räumlichkeiten im Stuttgarter Fernsehturm. Wie eine elegante Nadel streckt sich das 217 Meter hohe Stuttgarter Wahrzeichen im Süden der Stadt empor. Gebaut wurde der Turm 1956 vom Stuttgarter Bauingenieur Prof. Dr.-Ing. Fritz Leonhardt, der damals Architekturgeschichte geschrieben hat. Der Stuttgarter Fernsehturm war der erste Fernsehturm der Welt und stand damit Pate für viele seiner Nachfolger rund um den Globus.
Die Kosten für den Bau betrugen seinerzeit 4,2 Millionen Mark. Bereits nach fünf Jahren wurde der Kaufpreis durch die Eintrittsgelder der vielen Besucher refinanziert. Ursprünglich war eigentlich nur ein 200 Meter hoher, mit Drahtseilen gesicherter Eisen-Gittermast geplant, auf den der damalige Süddeutsche Rundfunk (heute: Südwestrundfunk SWR) seine Fernsehantennen setzen wollte, um den Empfang des neuen Mediums in der Region sicherzustellen.
Fritz Leonhardt, damals bekannter Bauingenieur für Brücken, überzeugte die Bauherren davon, einen nach oben zulaufenden Betonturm zu realisieren und oben einen Glaskorb mit einer Aussichtsplattform anzubauen, der für touristische Zwecke genutzt werden sollte. Fast zylindrisch präsentiert sich die Glaskonstruktion in 144 Meter Höhe heute dem Betrachter. Seit Eröffnung haben insgesamt rund 26,5 Millionen Besucher den atemberaubenden Blick von der Aussichtsplattform genossen. In der Tat, bei entsprechender Wetterlage reicht der Blick bis zur schwäbischen Alb und weit ins Land nach Norden.
Heute hat der Fernsehturm übrigens seine ursprüngliche Funktion verloren. Die Fernsehprogramme werden schon seit einigen Jahren nicht mehr über die Antennen des Bauwerks ausgestrahlt, lediglich die Radioprogramme werden heute noch über den Fernsehturm gesendet.
Nutzung der Räumlichkeiten
In einem der unteren Stockwerke des Glaszylinders befand sich über viele Jahre ein Sterne-Restaurant. Gepachtet vom früheren Manager von Michael Schumacher, Willi Weber, hatte Sterne-Koch Armin Karrer sein Restaurant „Weber's Gourmet" in den Räumlichkeiten betrieben. Als 2005 der gesamte Turm renoviert werden musste, konnte das Restaurant nicht mehr weiterbetrieben werden.
Klaus Rismondo ist Bereichsleiter in der SWR-Media Services GmbH, die für die Vermarktung u.a. des Fernsehturms verantwortlich ist: „2005 wurde die Außenfassade des Turmkorbs entkernt und komplett saniert. Als die Sanierung im November 2005 abgeschlossen war, mussten wir uns überlegen, wie wir die Räumlichkeiten des früheren Restaurants nutzen wollen." Die Stuttgarter Theater nahmen damals mit dem Südwestrundfunk Kontakt auf und fragten an, ob nicht eines der Theater die Räume für Aufführungen nutzen könnte. „Seitdem wird regelmäßig Theater über den Wolken im Fernsehturm gespielt."
Renovierung
Schnell wurde jedoch klar, dass die Räumlichkeiten nicht mehr den heutigen Standards entsprechen. „Teilweise hatten wir da Teppichboden, teilweise Linoleum, außerdem waren die Stützen in den Räumen kaum verkleidet", erinnert sich Rismondo. In den Überlegungen über die Nutzung der Räume wurde bald entschieden, neben dem Theater auch andere Interessenten und Veranstalter für Events zu gewinnen. „Neben dem Theaterbetrieb werden die Räume heute für Events von Firmen genutzt, werden Pressekonferenzen, Vorträge und Empfänge durchgeführt, finden private Feiern statt und schließlich ist auch das Standesamt Degerloch ständiger Gast auf dem Fernsehturm", so Rismondo.
2009 entschloss sich der SWR daher, die Räume ebenfalls zu renovieren. Einer der Hauptbestandteile war neben der Verkleidung der Podeste, Beleuchtung und Stützen vor allem ein neuer Bodenbelag. „Als wir uns damit befassten, wurde schnell klar, dass die Anforderungen an das Material und die Optik hoch sein mussten. Wir benötigten einen Boden, der zunächst einmal optisch sehr ansprechend aussieht. Gleichzeitig musste er aber auch sehr robust sein. Denn die Nutzung bedeutet, dass hier Requisiten hin und her geschoben werden, teilweise werden schwere Möbel gerückt, da müssen die Firmen ihre Aufbauten für ihre Events installieren und nicht zuletzt haben wir letztendlich Tausende von Besuchern, die in den Räumen verkehren", berichtet Rismondo.
Der Architekt, den der SWR beauftragte, hat verschiedene Vorschläge für den Bodenbelag unterbreitet. Entschieden hat man sich schließlich für das ArteFloor-System. Wer heute die Räume auf dem Fernsehturm betritt, sieht einen schwarzen, matt glänzenden Boden mit hellen Elementen, der ausgesprochen edel aussieht und eine markante Tiefenwirkung aufweist.
Unikat
Bautenschutz-Fachmann Markus Schmidt hat das Projekt intensiv begleitet. „Üblicherweise wird er in Showrooms, Boutiquen und Verkaufsshops nachgefragt. Aufgrund seiner Vielseitigkeit in der optischen Gestaltung und seiner Eigenschaften ist ArteFloor etwas Besonderes. Dabei handelt es sich um einen Epoxidharzboden, der mit Lasur- oder Wischtechniken gestaltet werden kann und Tausende von Farbmöglichkeiten bietet. Damit schaffen wir jedes Mal absolute Unikate. In einem Theater haben wir ihn jedoch bislang noch nicht eingesetzt." Markus Schmidt weist auf die Eigenschaften des Belages hin. „Wir garantieren eine Rutschfestigkeit durch eine Mattierung inklusive SlideStop-System. Das sind Microvollglaskugeln, die in die Beschichtung eingebracht werden. Wir erreichen dadurch eine BIA R11-Rutschhemmung mit optimaler Reinigungsfähigkeit. Trotzdem sieht der Boden glatt aus." Die matt-transparente Versiegelung sorgt für einen zusätzlichen Schutz des Bodens. Auch Salz an den Schuhen der Besucher im Winter macht der Oberfläche nichts aus, da etwaige Oberflächenkratzer durch entsprechendes Einpflegen nicht wahrnehmbar gemacht werden können. Die edle Wirkung des Bodens wird durch den fugenlosen Belag unterstützt.
Gute Verarbeitung
Roland Mayer ist technischer Geschäftsführer der Bau-Kunststoff Heinrich Schmid GmbH & Co. KG mit Sitz in Reutlingen. Seine Mitarbeiter haben den Boden im Theater im Fernsehturm verlegt. „Wir hatten lediglich zwei Wochen Zeit, da wir uns in die gesamte Renovierung zeitlich einfügen mussten. So mussten die Arbeiten insgesamt während der Theaterferien stattfinden." Mayer berichtet, dass zuerst der gesamte Untergrund saniert werden musste, bevor der Boden ausgebracht werden konnte. Insgesamt, so Mayer, führe sein Unternehmen jedes Jahr etwa drei bis vier Objekte mit ArteFloor-Böden durch. „Das System ist als dekorativer Boden sehr interessant und gut zu verarbeiten." Die vielen Besucher können sich über die neu gestalteten Räumlichkeiten freuen, passt doch nun die Optik innen zum beeindruckenden Ausblick nach draußen.
Autor: Kai Sonntag
Fotos: Caparol Farben Lacke Bautenschutz GmbH/ Martin Duckek