Arbeitslust statt Arbeitsfrust
Was die richtige Farbgestaltung am Arbeitsplatz bewirken kann
Das Caparol FarbDesignStudio entwickelte für die Softwarefirma „GreenGate" ein Farbkonzept, das auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht und in den IT-Büros eine positiv-motivierende und abwechslungsreiche Atmosphäre schafft.
Gehören Sie dazu? In der Bundesrepublik arbeiten etwa 18 Millionen Menschen in Büros – oft acht Stunden und mehr. Deshalb ist es nicht egal, wie die Räume aussehen. Meist wird nur Wert auf ihre Zweckmäßigkeit, nicht aber auf ihre Ausstrahlung gelegt. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass ein durch Farben aufgewerteter, gut beleuchteter Arbeitsplatz die Leistungsbereitschaft und sogar die Gesundheit der Mitarbeiter positiv beeinflussen kann. Wer sich in seinem Umfeld wohlfühlt, hat mehr Freude an seiner Tätigkeit.
Die für ihre Innovationskraft, ihren Wissensdurst und ihren Teamgeist in diesem Jahr mit dem TOP 100 Siegel ausgezeichnete Softwarefirma „GreenGate" beauftragte das Caparol FarbDesignStudio, ein Farbkonzept für das wachsende IT-Unternehmen zu entwickeln. Auf Wunsch der Geschäftsführung sollten die Büroräume ihrer 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch ausgewogene Material- und Farbkomposition neu gestaltet werden. Auch die Außenfassade galt es, gestalterisch mit in das Konzept einzubeziehen.
Erst vor fünfzehn Jahre gegründet, gehört „GreenGate" heute zu den 100 innovativsten Mittelstandsunternehmen in Deutschland und beschäftigt Projektmanager, Entwickler und Supportfachleute. Der Firmensitz in Windeck an der Sieg liegt idyllisch mitten im Grünen und besteht aus zwei Gebäudeteilen: einem ehemaligen evangelischen Pfarrhaus mit wohnlichem Charakter und einem repräsentativen zweigeschossigen Neubau.
Der Architekt Heinz Jürgen Schneider hat Alt- und Neubau innen wie außen architektonisch sehr gelungen verknüpft. Ein wichtiger Aspekt war für ihn, dass sich die Gebäude harmonisch in die Umgebung einfügen. Beide Häuser sind durch einen kleinen Zwischenbau mit Treppenhaus verbunden – hier ist der zentrale Eingangsbereich.
Passend zum Firmennamen wurde für das Gebäudeentrée ein erdiges, gelbliches Grün (3D Tundra 125) ausgewählt, das sich vom saftigen Grün der Umgebung abhebt und doch gut mit ihm korrespondiert. Ansonsten ist die Fassade farblich sehr zurückhaltend in Beige- und Grauabstufungen gehalten, die an Steinfarben erinnern und den Bürobau in das vorhandene Ortsbild einbinden. Auch im Inneren des „GreenGate"-Gebäudes ist die Natur präsent: Durch die großen Fenster fällt der Blick auf Bäume, Parklandschaft und Fluss. Diese schöne Aussicht sollte auch bei der Innengestaltung mitberücksichtigt werden.
Bevor Margit Vollmert und Eva Häckel vom FarbDesignStudio das Farbkonzept entwickelten, legten sie gemeinsam mit der Geschäftsführung - Martin Gerwens, Frank Lagemann und Christiane Lagemann - die gestalterische Grundrichtung fest. Dazu mussten Fragen geklärt werden: Wie will sich die Firma darstellen? Was unterscheidet sie von anderen Softwareunternehmen? Wie ist die Aufteilung der Büros? Was für Büroräume sind vorhanden? Wie lange halten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin auf? Und was für ein Farbspektrum wäre dafür passend?
Erste Ansätze speziell zur letzten Frage lieferten Erkenntnisse aus der Projektstudie „Farbe und Emotion", die in Zusammenarbeit mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim, IIT (International Institute Trendscouting), entstanden ist. Die Antwort auf die Frage, welche Emotionen durch Farben ausgelöst werden, fällt differenziert aus. Zwar lässt sich jeder Farbe eine Gefühlstendenz zuordnen, aber letztlich entscheiden ihre Sättigung (Intensität), Helligkeit und die Kombination mit anderen Farben darüber, wie sie auf uns wirken: eher angenehm oder unangenehm, entspannend oder aktivierend.
Neben der Farbwirkung haben Raumfunktion und Aufenthaltsdauer einen wesentlichen Einfluss auf die Farbtonauswahl und die Farbkombinationen. Auch Sehgewohnheiten spielen eine Rolle: Dunkle Farben werden eher am Boden erwartet, sie geben optischen Halt, helles Blau weitet den Raum, während warme intensive Farbtöne eher in den Vordergrund treten. Diese Erkenntnisse, die Wünsche der Auftraggeber und bereits vorgegebene Materialien wie Eichenholz, Parkettboden und graue Fliesen bildeten die Gestaltungsbasis.
Ergebnis
Das ausgewählte Farbspektrum besteht in Anlehnung an Lage und Architektur aus natürlich wirkenden Farbnuancen: Sandfarbtöne sind mit Akzentflächen in Rot, Grün und vielen Blaunuancen kombiniert worden. Die Farbakzente wurden so gewählt, dass sich immer spannende Blickperspektiven ergeben. Bei der Gestaltung ist zwischen drei Funktionsbereichen unterschieden worden: konzentriertes Arbeiten, Besprechung/Kommunikation und Erholung/Ablenkung.
Alt- und Neubau werden optisch durch dieselbe Grundfarbe miteinander vereint. Der Hauptfarbton Palazzo 30 erinnert an Sand oder helle Steine, er wird als weiß wahrgenommen, ist aber weicher und wärmer.
Gleich hinter der Eingangstür erinnert der mit dunkelrotem Linoleum ausgelegt Flur an einen „roten Teppich" für die Prominenz. Das satte Weinrot wird auf die hellen Wandflächen reflektiert und verleiht dem Flur einen warmen freundlichen Charakter. Auf der Flurachse laden kleine Plätze mit Sitzgelegenheit zum Verweilen oder zu kurzen Gesprächen ein. Farblich hervorgehoben werden diese kommunikativen Ankerpunkte mit einem lebendigen hellen Rot (3D Grenadin 100).
In den Büroräumen, wo konzentriert gearbeitet wird, sollte das Blickfeld weder zu eintönig noch zu unruhig oder ablenkend sein. Blau in vielen Schattierungen (z.B. 3D Pacific 45, 3D Lago 25, 3D Lazur 70), kombiniert mit den Sandfarbtönen und warmem Holz, lässt in den Büros eine ruhige, aber nicht monotone Raumstimmung entstehen. Einen spannenden Kontrast bilden Akzentflächen wie beispielsweise Senfgelb (3D Melisse 80) und Türkis (3D Patina 15).
Der helle Konferenzraum wird durch eine Akzentwand mit besonderer Oberflächentechnik geprägt. Eine graublaue Spachteltechnik „Arte Twin" sorgt für einen vielschichtigen, lebendigen Eindruck. Auf dieser strukturierten Oberfläche können die Blicke spazieren gehen, während sich der Kopf für neue Ideen öffnet.
Auch die Erholung gehört zur Arbeitswelt. Schon der amerikanische Schriftsteller John Steinbeck wusste, dass „die Kunst des Ausruhens Teil der Kunst des Arbeitens" ist. So erfrischt in der Küche, die auch als Aufenthaltsraum genutzt wird, ein kräftiges Gelbgrün (3D Tundra 130) die Sinne.
Die unterschiedlich gestalteten Raumatmosphären treffen überzeugend die Vorstellungen des "GreenGate"-Teams. Sie passen zum Firmenimage, der natürlichen Umgebung und zum gestalterischen Motto „Anregen, aber nicht aufregen". So lässt sich arbeiten.
Autor: Petra Neumann-Prystaj
Fotos: Caparol Farben Lacke Bautenschutz/Blitzwerk.de