Farbenfrohes Fachwerk statt grauem Waschbeton
Geraer Folien-Fabrik verwandelt tristen Wohnblock in einzigartigen Hingucker
An den Wochenenden rollen neuerdings Reisebusse durch die Platanenstraße in Gera. Kein Wunder, bietet sich Besuchern wie Einheimischen dort doch seit einiger Zeit ein ungewöhnlicher Anblick: Wo vor kurzem noch ein schnöder Plattenbau mit grauer Waschbetonverkleidung alles andere als einen besonderen Augenschmaus bot, zeigt sich heute das Bild eines farbenprächtigen Ensembles aus Altstadt-Häusern – inklusive Fachwerkfassaden und blauem Himmel.
Verantwortlich für die ungewöhnliche Fassadengestaltung ist die Geraer Design- und Werbeagentur „Folien-Fabrik". Sie war von der Eigentümergemeinschaft des Wohnblocks in der Platanenstraße 5 damit beauftragt worden, die Außenwände des Objekts neu zu gestalten – gewünscht wurde ein echter Blickfang, ein deutliches Alleinstellungsmerkmal. „Also haben wir uns von der Umgebung inspirieren lassen", erzählt Christian Schmidt, der als Grafikdesigner bei der Folien-Fabrik tätig ist. „Das Neubaugebiet rund um den Plattenbau war in der Vergangenheit einmal eine Fachwerksiedlung. Es gibt sogar noch ein paar alte Fachwerkhäuschen in der Umgebung. Dieses Thema haben wir in unserem Entwurf aufgegriffen."
Sprühen ohne Nebelschwaden
Die Planungsphase für das Großprojekt vom Entwurf bis zum Beginn der Malerarbeiten dauerte rund zwei Jahre. Während dieser Zeit suchte die Folien-Fabrik auch nach einem Farbenhersteller – und wurde schließlich bei Caparol fündig. Ausschlaggebend dafür war unter anderem deren sogenanntes NAST-System. Die Abkürzung steht für „Nebelarme Spritz-Technologie" – mit diesem Sprühsystem konnten Schmidt und seine Kollegen die Farbe aufsprühen, statt die Motive klassisch zu malen.
„Das System funktioniert extrem gut", erläutert Schmidt. „Auf dem grobkörnigen Waschbeton sind wir dadurch viel schneller vorangekommen als wenn wir den Fassadenentwurf hätten aufmalen müssen. Außerdem ermöglicht die Spritz-Technologie einen sehr sparsamen Umgang mit der Farbe, unser Verbrauch lag am Ende sogar unter dem prognostizierten Wert. Da das NAST-System kaum Farbnebel produziert, mussten wir den Wohnblock zudem nicht mit Schutznetzen verkleiden." Vor Ort fachlich immer ansprechbar war zudem Caparol Außendienst-Mitarbeiter Frank Arnold.
Um den Entwurf umlaufend auf die Fassade zu bekommen, haben Schmidt und seine Folien-Fabrik-Kollegen das Gebäude in Sektionen eingeteilt und die Grafikvorlage schrittweise übertragen. Rund 80 Farbtöne kamen dabei zum Einsatz. Als Deckfarbe nutzten sie Amphibolin, das zum Sprühen mit Wasser verdünnt wurde: „Das funktioniert sogar noch besser als normale Sprühfarbe", berichtet der Grafikdesigner. „Es gibt kein sogenanntes Blushing, also keine matten Flecken, die durch Veränderungen in der Luftfeuchtigkeit ausgelöst werden. Das Glanzverhalten der Farbe ist konstant, unabhängig von der Witterung. Und wir konnten damit sogar Dehnungsfugen überstreichen, ohne dass es Risse gab." Vorab waren die Außenwände mit einem Hochdruckreiniger gereinigt und mit Capasol Tiefgrund vorbereitet worden.
Fachwerk vor blauem Himmel
Mehr als 3.000 Quadratmeter Fläche verwandelte die Folien-Fabrik auf diese Weise in einen bunten Blickfang. Das freut auch die Bewohner des Mischkomplexes, der nun Pflegewohngemeinschaften und Angebote zum altersbetreuten Wohnen genauso beherbergt wie Büros, einen Bäcker, eine Arztpraxis oder einen Friseur: Sie haben die Malerarbeiten interessiert verfolgt – und gern mal für ein Schwätzchen vor dem Gerüst haltgemacht, um sich nach dem aktuellen Stand zu erkundigen.
Um den Plattenbau weniger massiv wirken zu lassen, hat die Folien-Fabrik die zwei obersten Etagen in blauen Himmel gehüllt, die Fachwerkhäuser reichen nur bis zum vierten Stock. Heute strahlt das Gebäude trotz seiner sechs Stockwerke und knapp 20 Meter Höhen eine behagliche Gemütlichkeit aus und wirkt wohnlich und einladend.
Katharina Mandlinger
folien-fabrik|Design&Werbeagentur
NAST