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Die Caparol Firmenzentrale in neuem Kleid

Das bisherige Büro- und Verwaltungsgebäude der DAW aus den 1960er Jahren wurde Ende der 1970er Jahre durch einen Anbau erweitert. Im Jahr 2017 wurde ein weiterer Anbau bezogen. Alle Gebäude zeigen unterschiedliche Architekturstile, die deutlich ihre Entstehungsjahre spiegeln: Das älteste 3- bzw. 4-geschossige Hauptgebäude zeigt eine strenge, zeittypische Skelettbauweise. Der etwas jüngere 6-geschossige Mittelbau weist Merkmale der 1970er Jahre auf wie Rundungen an den turmartigen Gebäudeecken und aus der Fassade hervortretende Träger mit außenliegenden Zangen.

Die Größenordnung der Beton-Skelettbauweise war damals schon sehr fortschrittlich, sie hat nun gewissermaßen die Maßstäblichkeit für den Neubau vorgegeben.

Die Idee der Architekten Brückner&Brückner, eine Verschmelzung des Übergangs Altbau / Neubau herzustellen, gelingt durch dieses verbindende Element „Skelett“. Es entsteht ein wiedererstarkter Altbau, der die Holz-Panelstrukturen in jedem seiner renovierten Abschnitte mit unterschiedlichen Materialien (Naturstein, Putz) interpretiert.

Der direkt anschließende, horizontal ausgerichtete Neubau nimmt mittels mäandernder Natursteinbänder die bestehenden Geschosshöhen auf. Brüstungsfelder in horizontal verlegtem Holz ergänzen das architektonische Fassadenkonzept.

 

Wir haben es hier mit Bürogebäuden zu tun, die stilistisch divers sind, an ihrer Nahtstelle jedoch bereits architektonisch verschmelzen.

Die Herausforderung war es, alle Gebäudeelemente stilistisch zusammenzuführen und ein Gesamtkonzept zu entwickeln, das dem gesamten Gebäudekomplex einen einheitlichen und repräsentativen Charakter verleiht. Hierbei gab es wichtige Kriterien zu berücksichtigen:

  • Stimmige Kombinatorik von Farbe und Material
  • Darstellung der Gebäudechronologien
  • Einbettung in die Stadt Ober-Ramstadt
  • Eine Hommage an das Handwerk und professionell ausgeführte Techniken

Die Farbigkeiten sind am Neubau feststehend – heller Naturstein sowie warm-graue Brüstungsfelder. Sie repräsentieren die Gegenwart und den Weg in die Zukunft.

In den 1960er Jahren waren die Farbigkeiten oft pastellig oder auch bräunlich, in den 1970er Jahren dominierten kräftige Töne wie beispielsweise Rot oder Orange. In dieser Analyse liegt der konzeptionelle Ansatz der farblichen Gestaltung: ein Verlauf von den steinigen, verhüllten Tönen des Neubaus über pastellige, bräunliche Töne am 1960er Haus hin zu kräftigem Rot am Gebäude der 1970er Jahre.

Die Materialaussage des Neubaus wird am Bestandsgebäude fortgeführt. So wird die Holzstruktur der Brüstungsfelder des Neubaus am Bestandsgebäude interpretiert durch einen Modellier- und Spachtelputz.

   

Der Putzauftrag erfolgte in der Filigrano-Technik, einem Kammzug, der mit einem Rechteckzahnspachtel horizontal ausgeführt wurde. In der Umsetzung wurde exakt die Höhe der Holzelemente der Nachbarfassade aufgegriffen. So entsteht ein eleganter und fließender Übergang zwischen beiden Bauabschnitten.

Dieses gestalterische Konzept verbindet alle Gebäude zu einer Einheit, die einen farblich lebendigen Fluss von steinig-verhüllt bis hin zu kräftiger Farbe zeigt. Diese Farbbewegung beginnt sanft und fast unmerklich. Der Betrachter entdeckt beim Verfolgen des Verlaufs die fein aufeinander abgestimmten Töne, die fließend Farbton, Helligkeit und Sättigung nuancieren.

Die Selbstverständlichkeit und Stimmigkeit, mit der sich die Gebäude in Farbe und Material präsentieren, bestätigen den konzeptionellen Ansatz und zeigen stolz den chronologischen Werdegang des Unternehmens.


Dipl.-Ing. Architektur Carmen Rubinacci

… mag farbig erzählte Geschichte

carmen.rubinacci@caparol.de