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Weiß sind alle meine Kleider…

Dresscodes

Je nach Kulturkreis verkörpert Weiß eine eigene Symbolik. So werden der Farbe Weiß je nach Religion unterschiedliche Bedeutungen zugesprochen. Im Christentum ist es die Farbe des Lichts, im Islam die Farbe der Pilgergewänder einer Haddsch nach Mekka und im Buddhismus steht Weiß für die Reinheit des Dharma (der Lehre) und symbolisiert vollkommene Befreiung jenseits von Zeit- und Raumgebundenheit. In Teilen Asiens ist sie auch die Farbe der Trauer. Aber nahezu alle Weltreligionen begreifen Weiß als die Farbe der Reinheit. Weiß assoziiert Begriffe wie Unschuld, Vollkommenheit, Neubeginn, aber auch die Nähe zum Göttlichen. Wie wichtig Weiß in den Religionen verankert ist zeigt sich u.a. in der Kleidung für religiöse Rituale.

So wird im westlichen Kulturkreis der neue Erdenbürger begrüßt, indem er in ein weißes Taufkleid gehüllt wird. Im Judentum und Islam stehen weiße Leinentücher nach dem Tod für den Übergang zum Göttlichen. Eine ganz besondere Rolle nimmt das in Europa verbreitete, traditionell-weiße Brautkleid ein. Weiß gilt als Zeichen der Unschuld und Unberührtheit der Braut. Bis ins 20.Jh hinein bleibt in vielen Gegenden das weiße Brautkleid für schwangere Frauen tabu. Damals wie heute setzt der Adel Trends in Sachen Brautkleid. Es ist nach wie vor Statussymbol. Interessant ist auch, dass der Hochzeitstag bis heute für viele Frauen als ‚Traum in Weiß‘ gilt.

Weiße Papst-Soutane 
In der katholischen Kirche zeugt die Farbe der Gewänder vom Rang der Person. Weiß ist dem Papst vorbehalten inklusive Käppi (Pileolus) aus Moiré. 

Ihrām-Kleidung, Gewand der muslimischen Pilger auf der großen Haddsch nach Mekka.

Weißer Tallit, Gebetsmantel im Judentum.

Der Thawb, arabisch für Gewand, in Irak und Katar Dischdascha, in den Vereinigten Arabischen Emiraten Kandura, in Saudi-Arabien Qamis oder in Libyen Suriyah genannt, ist ein luftiges, knöchellanges, in der Regel langärmeliges, baumwollenes (seltener wollenes) und meist weißes Gewand, das traditionell in den Wüstenregionen der Arabischen Halbinsel und verschiedenen Nachbargebieten vorwiegend von Männern getragen wird. Die Kragen- und Ärmelformen variieren von einer Region zur anderen.

Der weiße Arztkittel steht für Hygiene, Reinheit und Sterilität.

Das Brautkleid damals und heute

Bis Anfang des 20.Jh heirateten Bräute der Mittel- und Unterschicht im besten ‚Sonntagskleid‘, oft in schwarz oder der regionalen Tracht entsprechend. Ein Kleid eigens für die Hochzeit war lange nur dem Adel vorbehalten.

Heute wechseln Bräute sogar für ihre Hochzeitsfotos in ein weißes Kleid, wenn es nicht Bestandteil der jeweiligen Kultur ist. In China etwa gilt ein rotes Hochzeitskleid traditionell als Symbol für Glück und Wohlstand. Trotzdem ist Weiß auch dort die erste Wahl für die Braut, auch wenn das klassische Kleid manchmal durch einen Hosenanzug ersetzt wird.

Haben Sie auch eine weiße Weste?
Das geflügelte Wort eine weiße Weste haben steht sinnbildlich für unschuldig sein, ein reines Gewissen haben. Die Weste eroberte Ende des 17.Jh. von Frankreich aus auch Deutschland. Begriffe wie Wams oder Leibchen wurden verdrängt. Aus der lateinischen Bezeichnung vestis für Gewand wurde die Weste.

Eines ist klar: wie alle Farben transportiert auch Weiß Stimmungen und Emotionen. Weiß kann auch distanziert oder steril wirken und Strenge ausstrahlen. Die Farbe Weiß hat viele Identitäten. Je nach Kulturkreis und unseren subjektiven (Farb-) Erfahrungen werden wir geprägt und verknüpfen damit unsere ganz eigenen Assoziationen.

Meine persönliche Sicht / eine weiße Chronologie:

LebensWeiße / Dresscodes

Weiß war bereits mein erstes Kleid
Ein paar Jahre her ist’s schon
Mann, war ich ne schöne Maid
Und die Unschuld in Person

Das Taufkleid wurde mir zu klein
Ein neues musste her
Weiß sollt‘ es natürlich sein
Die Wahl fiel gar nicht schwer

Zur Kommunion nur weißes Tuch
So war es doch schon immer
Ich hielt es mit dem Bibelbuch
Beschwerte mich dann nimmer

Ein buntes Kleidchen wollt‘ ich haben
Ich wollt‘ kein weißer Engel sein
Drum kleckste ich mit allen Farben
Meinen weißen Fummel ein

Das Klecksen wurde Profession
Der Malerdress zur Pflicht
Und es gehört zum guten Ton
Die Hose weiß und schlicht

So bin ich Malerin geworden
In einer Männerwelt – ganz kess -
Farbe hat mein Herz erkoren
Doch weiß ist er, der Malerdress                                                 

Ob Arzt, ob Maler, Bäcker auch
Alle haben eins gemein
Der weiße Kittel – so der Brauch
Vermittelt: sauber, clean und rein

Einen Zweifel hab‘ ich doch
Beim nächsten Kleid in Weiß
Schleier, Pumps, was alles noch?
Das leg ich mal auf Eis

Also lassen wir das Brautkleid weg
Was bleibt da noch zu sagen?
Ach ja, dann, wenn ich verreck‘
Werd‘ ich ein weiß‘ Kleid tragen

Auch nach dem Tod geb‘ ich nicht Ruh‘
Die Sache hat nen Haken
Wie konnt ich das vergessen, du.
Ich spuk‘ in weißem Laken

Weiß sind halt alle meine Kleider
Ob Taufe, Hochzeit oder Tod
Weiß, das ist mein Wegbegleiter
Nicht Blau, nicht Gelb und auch nicht Rot

(erste Studien zu ‚Weiß‘
anno 1994)


Dipl-Des. Sabine Hoffner

„Ich mag weiß…wer hätt’s gedacht.“