Görlitz bewahrt sein traditionsreiches Stadtbild
Görlitz bewahrt sein traditionsreiches Stadtbild
Die Stadt Görlitz wurde um das Jahr 1220 gegründet. Heute hat sie auf der deutschen Seite 60 000 Einwohner, auf der polnischen nochmals 40 000. Sie gilt als eines der größten Flächendenkmale in der Bundesrepublik. Die Denkmalliste der Stadt umfasst auf etwa 67 Quadratkilometern Fläche rund 4 000 Denkmale von der Spätromantik, Gotik, Renaissance über den Klassizismus bis hin zum Jugendstil und Bauten der Zwanziger Jahre. Nach der Wende im Jahre 1990 begann dank besonders guter Fördermöglichkeiten eine intensive Sanierung des wertvollen Kulturgutes. Heute sind rund 75 Prozent des denkmalgeschützten Bestandes restauriert.
Die Farbgestaltung der Stadt liegt seit 30 Jahren in den Händen von Stadtbildpfleger Peter Mitsching. Er arbeitet mit der Unteren Denkmalschutzbehörde, den Bauherren, den Planern und Farbenherstellern sowie dem ausführenden Handwerk eng zusammen. Das Ergebnis dieser Vorgehensweise ist ein Stadtbild, das sich konsequent auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und architektonischer sowie baukultureller Grundlagen entwickelt hat. In Fachkreisen gilt es heute als beispielgebend.
Die Einzeldenkmale sind entsprechend der Befundlagen oder nach zwischenzeitlich erarbeiteten Präferenz-Farbtabellen stadtgestalterisch abgestimmt. Sie ergeben keine bloße Aneinanderreihung von farbigen Fassaden, sondern ein insgesamt harmonisches, stilgerechtes und bewusst geschaffenes bauliches Erscheinungsbild. Vor allem das Farbkolorit der Renaissance ist ausschlaggebend für den optischen Auftritt der historischen Altstadt von Görlitz. Es existiert für die gesamte Stadt ein dementsprechend fokussierter Farbenleitplan, der auch ein eigenes Farbbild für die Bebauung aus dem 19. Jahrhundert umfasst.
Peter Mitsching sagt dazu: „Görlitz hat auf diesem Wege natürlich mit allen namhaften Farbenherstellern Kontakte gepflegt. Auch Caparol ist seit 1990 in Görlitz tätig. Von Beginn an war dieses Haus für die Görlitzer Bauherren, die Denkmalpfleger und den Stadtbildgestalter ein verlässlicher Partner. Eine vorbildliche Beratungsarbeit vor Ort, die Qualität der Produkte und nicht zuletzt die Bereitschaft, bei Problemen im Sinne der Sache zu reagieren, hat die Bauherren in vielen Sanierungsfällen überzeugt. Zudem wurde die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Stadt gefestigt und zu einer gedeihlichen Partnerschaft geführt. Inzwischen sind viele hundert Fassaden mit Caparol-Produkten saniert worden – so zum Beispiel der Komplex des historischen Rathauses, der ehemalige Gasthof „Brauner Hirsch" am Untermarkt und das Haus Elisabethstraße 37, um nur einige wenige herausragende Beispiele zu nennen."
Dipl.-Designer Peter Mitsching hat die Erfahrung gemacht: „Gerade beim Umsetzen von Befundlagen reicht es nicht, nur möglichst nahe an den Befund heranzukommen. Bei historischen Fassaden entscheiden viel mehr die Farbqualität, die hochwertige Verarbeitung und vor allem auch die wohl dosiert differenzierte Abstufung innerhalb der wichtigsten Farbgruppen. Ein geeignetes Farbsystem muss so gestaffelt und kombinierbar sein, dass der Befund genauestens nachgestellt werden kann. Mit seiner Kompetenz hat damit auch ein engagierter Farbenhersteller einen hohen Anteil an dem hervorragenden Sanierungsergebnis im Görlitzer Denkmalbestand und damit ebenso an der Vervollkommnung dieses zumindest in Deutschland wohl einmaligen Stadtbildes."
Insgesamt sind in dieses beispielhafte Sanierungswerk bisher rund 307 Millionen Euro Fördermittel eingeflossen. Das entspricht etwa 7.9 Millionen Euro pro Jahr. 21 Prozent Eigenmittel der Stadt Görlitz kamen hinzu. So ergab sich ein Hebewirkungsfaktor von 5,4, der den Anstoß zur Investition von jährlich rund 42 Millionen Euro gab. Die Gesamtinvestition zur Rettung von 4 000 Denkmalen beläuft sich gegenwärtig auf rund eine Milliarde Euro.
Malermeister und Restaurator im Handwerk ist Berndt Handschuh. Er gründete seinen Ein-Mann-Betrieb in Görlitz im Frühjahr 1997 und steht hier exemplarisch für die rund 25 Mitglieder der Görlitzer Malerinnung. Der 47jährige sagt: „Bisher habe ich fast 20 Fassaden restauriert. Bei Neuputz setze ich dabei vorzugsweise Silikatfarben ein, bei Altputzen Siliconharzfarben. Mitunter habe ich an einem Objekt drei bis vier Monate zu tun. Das liegt auch daran, dass eine fachgerechte Restaurierung ohne jede Menge Liebe zum Detail nicht auszuführen ist.
Rund 80 Prozent meiner Arbeitszeit fließen in solche fachgerechte Renovierungen. Die restliche Kapazität meines Betriebs beschäftigt sich mit Aufträgen einer anspruchsvollen Privatkundschaft. Im Allgemeinen bin ich für rund ein halbes Jahr im voraus ausgebucht. Denn ich restauriere auch viele historische Treppenhäuser und Eingangshallen. Dafür setze ich gerne Casein-Tempera-Farben ein, die ich aus der Schweiz erhalte. Wenn es darum geht, in diesen Eingangsbereichen Oberflächen mit vornehmem Seidenglanz etwa mit einem Wachsfarbencharakter zu erzielen, hat sich Amphibolin-Reinacrylatfarbe dafür bestens bewährt."
Caparol-Verkaufsberater Peter Schubert hat für die überwiegende Mehrzahl der historischen Bauten Beschichtungs-Empfehlungen ausgearbeitet. Er erklärt: „Eingesetzt wurden in erster Linie Siliconharz- und Silikatfarben. Beide Werkstoff-Typen haben ihre spezifischen Vorteile. So zum Beispiel lässt sich die Verschmutzungsneigung von Außenflächen deutlich reduzieren durch Siliconharzfarben, in denen photokatalytisch wirkende Pigmente (Titandioxid) enthalten sind. Diese Nanoteilchen werden unter dem Einfluss von ultraviolettem Licht hoch reaktiv. Dadurch können sie an den Putzoberflächen haftende Schmutzpartikel wie zum Beispiel Bakterien und Mikroorganismen in neutrale Stoffe umwandeln. Trotz ihrer die Verschmutzungsresistent begünstigenden Wirkungsweise verbrauchen sich die Photokatalysatoren nicht, so dass sie auf Dauer reaktiv bleiben."
Zu den Fortschritten, die für die Qualität heutiger Silikatfarben kennzeichnend sind, erläutert Schubert. „Früher wurden bei Silikatfarben Kreide und andere calcitische Materialien eingesetzt, die nicht mit Wasserglas reagieren. Da calcitische Stoffe vom sauren Regen aufgelöst werden, so dass die Farbpigmente frei liegen, entstand bei hellen Farbtönen eine so genannte Kreidung. Deswegen wurden solche Füllstoffe bei den heutigen Silikatfarben durch Quarzmehle ausgetauscht. Diese quarzitischen Bestandteile reagieren mit dem Kaliwasserglas genauso wie das Kaliwasserglas mit dem mineralischen Untergrund, was auch als zweites oder doppeltes Verkieseln bekannt ist, wie es bei den Histolith-Silikatfarben der Fall ist. Erzielt werden dadurch besonders hohe Abriebfestigkeit, deutlich erhöhte Kreidungsstabilität sowie nochmals gesteigerte Farbbeständigkeit – alles Kriterien, die hohe Bedeutung für eine lange Lebensdauer der Beschichtung haben."