Color Research Vol.2
Eisenoxid und Glaukonit oder die Farben der Erde
Interview mit Baudenkmalpfleger Dr. Brandes von Histolith
Bei der Architekturgestaltung mit Farbe gilt es auch historische und regionale Aspekte zu berücksichtigen. Unser Experte aus der Denkmalpflege kann hierzu Auskunft geben.
von alter Handwerkskunst, Ornamenten und starker Farbe
Welche Erdpigmente werden schon seit jeher für die Fassadengestaltung verwendet?
Die heutige Farbvielfalt war gar nicht möglich, weil nur wenige Pigmente zur Verfügung standen. Man verwendete das, was in den Regionen in der Zeit zur Verfügung stand: Ockerpigmente wie z.B. das Amberger Gelb oder Terra di Siena, eine ockerfarbene Bodenbildung oder Umbra. Natürliche Ockerpigmente sind in gewissen Regionen durch Verwitterung im oberflächennahen Bereich entstanden, waren leicht zu gewinnen und somit relativ günstig. Das ist auch der Grund für ihre häufige Verwendung für die Fassadengestaltung. Neben Ocker wurden im bayrischen und böhmischen Raum die häufig dort vorkommenden grünen Erden abgebaut und als Anstrichmittel oder auch zum Einfärben von Putzmörtel verwendet.
Spielen auch Natursteine in der Gestaltung eine Rolle?
Natursteine enthalten im Prinzip ebenfalls Erdpigmente. Man hat die Eigenfarbe der Natursteine bewusst zur Fassadengestaltung eingesetzt. Roter Sandstein ist in Deutschland weit verbreitet, so der Odenwälder Sandstein und der Mainsandstein. Ihr schönes rotes Farbspiel entsteht durch das Mineral Hämatit, ein Eisenoxid. Roter Mainsandstein wurde unter anderem sehr häufig in der Frankfurter Gegend für Sockel, Fensterfaschen und Lisenen verwendet. Nach heutigen Erkenntnissen wurde der Mainsandstein vor allem an gründerzeitlichen Gebäuden ursprünglich nicht überstrichen und war somit farbgebend. Die Putze wurden in hellen Nuancen wie gebrochenem Ocker oder Altweiß gehalten, kombiniert mit Schiefer als Giebelverkleidung und Dacheindeckungen. Es gibt viele weitere Beispiele. So wurden Fassaden in Bayern durch Architekturgliederungen aus grünen oder gelb-braunen Sandsteinen sowie auch mit hellgrauem Muschelkalk gestaltet. Die Putzflächen waren meist in hellen Farbtönen gehalten. Typisch für die Eifel sind Gliederungen aus schwarzer Basaltlava vor hellem Verputz.
Was ist das Tolle an dem neuen überarbeiteten Histolith Fächer?
Das Neue ist, dass neben den historischen Pigmentfarben auch regionaltypische Farben von Natursteinen und Erden integriert sind. Vertreten sind die besonders in Deutschland verbreiteten Sandsteine sowie Basaltlava und Muschelkalk. Typische Putzfarbigkeiten basierend auf Inhaltsstoffen wie Romankalk, Lehm und Mergel sind außerdem integriert. Das sind nützliche Orientierungshilfen für die Gestaltung von Altbauten. Außerdem wir haben den Fächer mit natürlichen Graunuancen wie Schiefergrau oder Rebschwarz erweitert. Zusammenfassend betrachtet ist der Histolith-Fächer ein ideales Hilfsmittel für die authentische Farbgestaltung von historischen Gebäuden. Darüber hinaus erfreuen sich diese klassischen Farbtöne nach unseren Recherchen auch für die moderne Architekturgestaltung an zunehmender Beliebtheit.
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