Langlebige Komposition
Pergola bildet Ausgangspunkt zur Restaurierung des Alten Palais Unter den Linden
Nach der Erneuerung der Fassadenseite des Alten Palais zur Straße Unter den Linden wurde in diesem Jahr nun die Wiederherstellung der Pergola an der Ostseite in Angriff genommen. Dafür kamen die unterschiedlichsten Farben und Beschichtungen des Herstellers Caparol zum Einsatz, die dem Anbau zu neuer Schönheit und Langlebigkeit verhalfen.
Architektur ist lebendiger Teil, Spiegelbild und Ausdruck von Zeitgeschichte. Und egal, welche Vorlieben in unterschiedlichen Stilperioden gehegt wurden, die Zeugnisse vergangener Epochen erinnern im schlechtesten Fall an vorübergegangene Schaffensschwerpunkte. Im besten Fall sind sie Anstöße der Inspiration, Schlüssel zu unserer Fantasie und die direkte Verbindung zur unserer eigenen Geschichte.
In Berlin als einem der traditionellen Wirtschafts-, Kultur- und Politikzentren unseres Landes vereinnahmen die steinernen Zeitzeugen einen großen Raum im Stadtbild – früher und heute. Schon zu Kaiserzeiten war Berlin ein touristisches Ziel: Neben vielen anderen Besuchermagneten, die geballt im ehemals preußischen Kern für bewundernde Blicke bereit standen, bot sich zudem für Passanten der Straße Unter den Linden noch die Möglichkeit, auf den König von Preußen und späteren Kaiser Wilhelm I einen Blick zu erhaschen; immer dann, wenn er auf die Pergola seines Wohnsitzes trat - dem Alten Palais, das der Architekt Carl Ferdinand Langhans im Auftrag des damaligen Prinzen entworfen hatte. Nach dreijähriger Bauzeit – zwischen 1834 und 1837 – bezog die kaiserliche Familie das dreistöckige Anwesen, das der Prinzenfamilie Wintersitz diente. Auf der Ostseite befanden sich die Arbeitszimmer des Hausherrn, wo er auch den damaligen Ministerpräsidenten und späteren Reichskanzler Otto von Bismarck empfing, sowie seine Bibliothek. Die an diesem Trakt an der Außenseite angebaute Pergola diente als Erholungsort in Arbeitspausen.
Heute ist im Alten Palais die Juristische Fakultät der Humboldt-Universität untergebracht, die gleichzeitig auch Eigentümer des Baus ist. Der Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg - genauer im Jahre 1943 durch Brandbomben – zerstörten, durch und durch klassizistischen Gebäudes in der Zeit 1960 bis 1962 veränderte das Haus und seine Aufteilung, auf die Rekonstruktion der Pergola wurde gänzlich verzichtet. Erst im Sommer dieses Jahres wurde auch die Pergola des Alten Palais wieder hergestellt, und zwar nach alten Bauvorlagen und nach eingehender Analyse der Bausubstanz. „Insgesamt war das die Gelegenheit, die alte Konstruktion mit neuzeitlichen Methoden aufzubauen", resümiert Silvio Stahn, Hochbauleiter in der Technischen Abteilung der Humboldt-Universität.
In der Umsetzung wurde ein neuer Sockel errichtet, der teilweise alte, noch intakte Elemente des Fundaments integrierte. Federführend trat die Stiftung Denkmalschutz Berlin auf, der bauleitende Architekt der Firma Nüthen Restaurierungen war Jürgen Könnecke. In ihren Maßen und Materialien folgt die Pergola ihrer Vorgängerin: Sie ist 14 Meter breit, acht Meter hoch und sechs Meter tief. Und auch ihr charakteristisches Gesicht wurde neu hergestellt, mit dem hohen Unterbau, vier Hermenpfeilern und dazwischen angebrachten gusseisernen Geländern sowie einem Gebälk aus beständigem Schichtholz, das an der Fassade auf Pilastern aufliegt. Verschönert wird diese Komposition durch eine Begrünung mit Zierwein, für den die Pfeiler und das Gebälk als Rankhilfe dienen und die Hermenköpfe aus Terracotta weiterhin frei und sichtbar bleiben sollen.
Sowohl auf personeller als auch auf materieller Seite brauchte es für den dauerhaften Schutz und die langlebige Ansehnlichkeit der Pergola Spezialisten, die gezielt und konsequent auf diese Ziele eingehen konnten. Silvio Stahn fasst zusammen: „Mit dem umfangreichen Fachwissen des Geschäftsführers, Herrn Prof. Dr. Helmut Engel, der Stiftung Denkmalschutz Berlin in Zusammenarbeit mit K+P Beratende Ingenieure für Bauwesen GmbH war der denkmalgerechte Wiederaufbau des ganzen Komplexes gewährleistet." Für die Ausführung der Aufgaben war das Unternehmen Nüthen Restaurierungen mit seinen langjährigen fachkompetenten Erfahrungen in solchen Projekten verantwortlich. Die Produkte von Caparol waren es schließlich, die sich für eine gelungene Farbgestaltung, die harmonisch im Einklang mit der neuen Fassade steht, eigneten. Die neu verputzen Stellen des Sockels erhielten einen Anstrich mit verschiedenen Farben aus der Histolith-Reihe. Nach der Vorbehandlung mit der Ätzflüssigkeit Histolith Fluat wurde die zweikomponentige Silikatfarbe Histolith Kristallin – bestehend aus Fixativ und Farbpigmenten - aufgetragen, die hoch durchlässig für Wasserdampf und Kohlendioxid, nicht quell- und brennbar sowie lösemittelfrei ist. Durch die mineralische Pigmentierung erhielt die Pergola eine lichtechte Farbgebung. Maßgebliche Eigenschaften einer zweikomponentigen Silikatfarbe sind die Verkieselung des Untergrunds und die Scheuerbeständigkeit.
Als dauerhafte Schutzbeschichtung von Eisen, Stahl, Zink, Aluminium, Kupfer, Hart-PVC und Holzuntergründen im Innen- und Außenbereich entwickelt, wurde dem Capalac Dickschichtlack der Korrosionsschutz für die Metallteile übertragen. Er wirkt haftvermittelnd und weist eine hohe Trockenschichtdicke auf.
Die Stützen und Hermenköpfe aus Terracotta wurden mit AmphiSilan Putzfestiger und AmphiSilan behandelt. Der Putzfestiger wirkt als lösemittelhaltige, geruchsarme Spezialgrundierung für kritische Untergründe sowohl innen als auch außen, dringt gut ein und ist die Voraussetzung für den Auftrag von AmphiSilan, der verschmutzungsunempfindlichen Siliconharz-Fassadenfarbe, die Verschmutzung entgegenwirkt und hoch wasserabweisend ist.
Und auch für das „Dach" der Pergola gab es eine Lösung, bestehend aus drei Elementen: Capacryl Holzschutz-Grund, Capacryl Holz-IsoGrund und Capadur Color Wetterschutzfarbe. Die zuletzt genannte ist eine wasserverdünnbare Spezialfarbe für deckende und schützende Holzanstriche, besonders an nicht maßhaltigen Bauteilen. In der Verarbeitung ist sie tropfgehemmt und deshalb sehr angenehm in der Anwendung, im Finish ist sie holzstrukturerhaltend, hoch deckend und wetterbeständig.
Speziell für Fenster eignet sich der Capalac BaseTop für rationelle Grund-, Zwischen- und Schlussanstriche auf Holzbauteilen, grundiertem Metall und Hart-Kunststoff, der auf Altanstrichen ohne zusätzliche Grundierung zum Einsatz kommt. Das ventilierende Lacksystem deckt und füllt perfekt.
Alles in allem ist demnach schon allein die neu belebte Pergola eine Art Komposition: original- und detailgetreue Nachbildungen aller vorher vorhandenen Elemente mit guter Aussicht auf Langlebigkeit im Einklang mit der frisch und ästhetisch anmutenden Fassade – oder um es mit Silvio Stahns Worten zu sagen: „Die neu aufgebaute Pergola fügt sich wunderbar in das Gesamtbild ein – sie ist die Vollendung des Projekts am Alten Palais."