Wiedergeburt einer Altstadt
Frankfurts Dom-Römer-Quartier: Optik der Vorkriegszeit, Handwerkskunst von heute
Die beispielhafte Wiederherstellung der Frankfurter Altstadt wurde jetzt in der Kategorie Stadterneuerungsprojekte mit dem bedeutenden Mipim Award 2019 ausgezeichnet. Mit dieser internationalen Auszeichnung werden technisch und architektonisch herausragende Projekte gewürdigt und einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Die Preisverleihung findet jährlich im März im Palais des Festivals im südfranzösischen Cannes statt.
Zwischen Dom und Römer tauchen die Besucher in eine Vergangenheit ein, die es in dieser Ästhetik und Perfektion nie zuvor gegeben hat. Nach Abschluss der sechsjährigen Bauphase können sich Bürger und Touristen der Mainmetropole in den historisch anmutenden Gässchen jetzt ein eigenes Urteil darüber bilden, ob die kühne Entscheidung der Stadt Frankfurt richtig war, ihre Altstadt auf dem 7000 Quadratmeter großen Areal wiederauferstehen zu lassen. Sie soll so aussehen wie vor ihrer Zerstörung durch die Luftangriffe von 1943 und 1944. Komplett mit Fachwerk, Innenhöfen, figürlichem Schmuck und – in einem Fall – Vergoldungsarbeiten. Die Optik der Vorkriegszeit wird allerdings mit dem Komfort moderner Technik und den Auflagen der hessischen Bauordnung kombiniert.
Kritiker warnten vor „Fake-Ästhetik" und einer „Märchenstunde am Main". Doch vielen Befürchtungen zum Trotz ist aus der neuen Altstadt kein Disneyland geworden. Alle Gassen der neu gebauten Frankfurter Altstadt sind eng wie zu Goethes Zeiten und fast alle 35 Häuser schmal und hoch, edel und elegant.
Farbgestaltung als Balanceakt
Mit der Farbmasterplanung wurde Markus Schlegel, Professor für Farbdesign, beauftragt. Er ist mit der ort- und regionaltypischen Frankfurter Farbsprache bestens vertraut. Seine Aufgabe war es, die „schöpferischen Neubauten" mit den rekonstruierten Gebäuden farblich in Einklang zu bringen. Das war ein Balanceakt, bei dem der Denkmalschutz ebenso berücksichtigt werden musste wie die unterschiedlichen Vorstellungen der Architekten, Bauherren sowie des Gestaltungsbeirats der Stadt Frankfurt. Schlegel erstellte den Farbmasterplan für Fassaden und Fenster, damit die Gebäudetypen zusammen „eine stimmige Komposition" und ein schlüssiges Altstadtbild ergeben.
Vor sechs Jahren erhielt die Firma Caparol den Auftrag, die Fassadenfarben für die historischen Bauten zu liefern. Ein Großteil der Außenflächen wurde mit Histolith Fassadenkalk oder mit Sol-Silikatfarbe gestrichen, und für die Holzbauteile wurde Histolith Leinölfarbe verwendet. Die Kollektion Histolith ist speziell für Renovierungen denkmalgeschützter Häuser konzipiert. „Moderne Architektur ist viel farbiger, weil es heute ja ganz andere Pigmente als im 19. Jahrhundert gibt", erklärt Dr. Christian Brandes, Caparol-Experte für hochwertige Altbau-Renovierung. In ihrer Haptik entsprächen Silikatfarben am ehesten dem historischen Vorbild, aber auch Kalkfarben, die in der Verarbeitung allerdings aufwendiger sind.
Für die beteiligten Fachhandwerksfirmen Malerwerkstätten Mensinger, Baudekoration Hans Körner und Firma Steuernagel und Lampert war die Logistik das größte Problem. Da es kaum Lagermöglichkeiten auf dem Gelände gab, mussten die Farben „just in time" angeliefert und auf einem winzigen Platz abgestellt werden. Das war manchmal Zentimeterarbeit. Zeitweise konnte für den Transport des Materials ein Kran genutzt werden, aber häufiger mussten es die Mitarbeiter selbst in die oberen Stockwerke schleppen.
Alles in allem war die historische Fassadengestaltung unter Beachtung von Bauvorschriften, Brandschutz und Energieeffizienz für alle Beteiligten spannend und lehrreich. Nach und nach werden jetzt die 150 Eigentümer oder Mieter in die Häuser einziehen. Und Frankfurt hat eine Touristenattraktion mehr.
Petra Neumann-Prystaj
Fotos: Caparol Farben Lacke Bautenschutz/Claus Graubner
zu Histolith
Histolith deckt das gesamte mineralische Produktportfolio von Innen- und Außenfarben, Putzen und Ergänzungswerkstoffen zur klassischen Bauweise ab. Die Werkstoffe kommen bei der Renovierung von Altbauten, in der Baudenkmalpflege und zunehmend auch im hochwertigen Neubau zum Zuge. Ein „mineralischer Trend", der seit Jahren im Markt zu beobachten ist. Zudem bietet Caparol mit Histolith als einziger Hersteller im Markt ein komplettes System für die Renovierung und Restaurierung von Fachwerkgebäuden an: Leinölfarben, Kalkputze und Farben speziell für diesen komplexen Gebäudetypus.
Histolith Produktprogramm
Bautafel:
Objekt:Neue Altstadt Dom Römer
Bauherr:Stadt Frankfurt und Dom Römer GmbH
Architekt:Schneider + Schumacher architekten, Frankfurt
Ausführung:Baudekoration Hans Körner GmbH, Taunusstein
Steuernagel und Lampert, Groß-Bieberau
Firma Mensinger, Frankfurt
Caparol Außendienst:Philipp Burger, Günter auf der Landwehr, Arno Westerberger
Farbkonzept:Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), Hildesheim, Prof. Markus Schlegel
Fertigstellung:2018