Warm eingepackt und in Farbe gesetzt
Wohnbauten modernisiert: Beim Berliner Fassaden-Wettbewerb ausgezeichnet
Die 1886 in Köpenick gegründete bbg Berliner Baugenossenschaft eG ist die älteste von rund 80 Wohnungsbaugenossenschaften der Hauptstadt. Sie hat ihre wichtigste Aufgabe darin gesehen, unternehmerisches Handeln ganz in den Dienst sozialverträglichen Wohnens zu stellen. Einen hohen Stellenwert besitzt dabei nach Vorstandsmitglied Dipl.-Ing. Thomas Frohne die permanente Pflege, Instandhaltung und Modernisierung der Wohnanlagen. Alles in allem seien die rund 6 500 Wohnungen der Genossenschaft gut in Schuß.
Zu den Anfang der sechziger Jahre entstandenen Bauten gehört das Quartier Mariendorfer Damm/Ecke Ullsteinstraße mit 165 Wohnungen und Gewerberäumen im Erdgeschoß, das später um weitere Wohnbauten ergänzt wurde. Dabei handelt es sich um einen typischen Nachkriegsbau, der architektonisch eine gute Figur macht, aber bis zur Sanierung aus energetischer Sicht deutliche Defizite aufwies. Ein Charakteristikum für das Bauen in dieser Zeit sind die Laubengänge auf der Hofseite des Gebäude-Ensembles. An einer gut erschlossenen, verkehrsreichen Geschäftsstraße in der Nähe des Ullstein-Hauses gelegen, gibt es bis heute an Wohninteressenten keinen Mangel.
Für ganzheitlichen Ansatz stark gemacht
Man habe, so der Leiter Modernisierung/Instandhaltung Dipl.-Ing Lothar Schmalfeld, den Energieverbrauch im Bestand über längere Zeit ausgewertet und danach Prioritäten gesetzt. In früheren Jahren bereits mit einem Neuputz ausgestattet, gab das Erscheinungsbild der Tempelhofer Wohnanlage wenig Grund zu Beanstandungen. Handlungsbedarf bestand angesichts des unzureichenden Wärmedämmvermögens der Gebäudehülle und vereinzelt auftretender Schimmelbildung. Die aus Kostengründen zunächst ins Auge gefasste Beschränkung der Sanierungsmaßnahmen auf die „kritischen" Stellen, so Thomas Frohne , wurde zugunsten eines ganzheitlichen Ansatzes fallen gelassen. Denn auszahlen sollten sich die Baumaßnahmen, für die 1,7 Millionen Euro veranschlagt wurden, über geringere Heizkosten in erster Linie für die Nutzer der Wohnanlage.
Mit der Inanspruchnahme von Fördermitteln aus dem CO2-Minderungsprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) war die Genossenschaft von vornherein an die Einhaltung vorgegebener Parameter gebunden. So umfaßte das Vorhaben neben der Wärmedämmung von Dach und Fassade in definierten Dämmstärken auch den Einbau schall- und wärmeisolierter Fenster an allen Gebäudefronten sowie die Anpassung der Heizanlage an den geringeren Wärmebedarf.
Selbst Regie geführt
Es gehört in der bbg zu den Grundsätzen wirtschaftlicher Vernunft, bei Sanierungs- und Modernisierungsvorhaben dieser Dimension zunächst das eigene planerische und technische Potential auszuschöpfen. Sie verzichtete deshalb auf die Inanspruchnahme eines Planungsbüros. Nur die Fachplanung der Heizungsumstellung wurde in sachkundige „fremde" Hände gelegt. Auf der Grundlage des vom Aufsichtsrat gebilligten Sanierungskonzeptes erfolgte die Ausschreibung der Arbeiten in den unterschiedlichen Gewerken.
Zu dämmen waren insgesamt 10.000 Quadratmeter Fassadenfläche. Den Zuschlag erhielt die Berliner Firma Bausanierung Jahnke. Bei der Wahl geeigneter Materialien aus dem umfangreichen Marktangebot machte der Bauherr vom Beratungsservice der Hersteller Gebrauch. Dabei erwies sich Michael Karst von der Caparol-Firmengruppe als kompetenter Partner. Nach gründlichem Abwägen von Für und Wider fiel die Entscheidung zugunsten der wegen ihrer schwarz-weißen Oberfläche so bezeichneten Dalmatiner Polystyrol-Platte für die Fassade und des Capatect Wärmedämm-Verbundsystems 100 mit der nicht brennbaren Dämmplatte aus Steinwolle für den Bereich der Laubengänge.
Angesichts der exponierten Lage und der hohen Verkehrsbelastung des Standortes stieß das von Objektberater Karst vorgestellte Caparol Clean Concept, mit dem sich die Verschmutzungsneigung reduzieren lässt, auf offene Ohren. Der auf die Dämmung aufgetragene mineralische Putz wurde zwei Mal mit der Siliconharzfarbe ThermoSan beschichtet, die sich durch Witterungs- und Emissionsbeständigkeit auszeichnet sowie vorbeugend gegen Algen- und Pilzbefall wirkt. Gewinn auf lange Sicht verspricht das Verwenden von Thermodübeln beim Befestigen der Dämmplatten. Sie verhindern, daß sich die Dübel zu einem späteren Zeitpunkt auf der Fassade abzeichnen. Bei der Bauüberwachung, so Thomas Frohne, habe man sich den Hersteller als Anwendungskontrolleur mit ins Boot geholt.
Auf Anhieb Volltreffer
Die im Verlaufe eines Jahres sanierte bbg-Wohnanlage wurde im diesjährigen Fassaden-Wettbewerb der Berliner Maler- und Lackiererinnung in der Kategorie Neubauten (Nachkriegsbauten) mit dem zweiten Preis bedacht. Das verdankt sie in erster Linie dem mit viel Engagement und Einfühlungsvermögen entstandenen Farbentwurf von Caparol-Farbdesignerin Gabriele Gerlach, der bei Bauherr und Bewohnern einhellig Zustimmung fand. Es sei ihr darum gegangen, so die Designerin, der architektonischen Vielgestaltigkeit des Gebäudes mit lebendigen und warmen Farben Rechnung zu tragen. Als wichtiges Anliegen ihres Entwurfs nannte sie, den Laubengängen ihren „Parkhauscharakter" zu nehmen und ihnen stattdessen durch die Mehrfarbigkeit von Fassade und Türen einen freundlichen, einladenden Charakter zu geben.
Berücksichtung verlangte auch die Umgebungsfarbigkeit. Beispielsweise sei der Rot-Ton der Backsteinfarbigkeit des gegenüberliegenden Ullsteinhauses geschuldet. Das Konzept wurde vom Verarbeiter akribisch umgesetzt. Thomas Frohne und Lothar Schmalfeld freuen sich über das gelungene Werk. Bestärkt werden sie darin vom positiven Echo, das die Sanierung bei Bewohnern und Nachbarschaft gefunden hat.