Wohnanlage in Heusenstamm: eine optische und energetische Aufwertung
„Als würde die Sonne scheinen"
Viele Wohnblocks aus den 1960er und 1970er Jahren sind in die Jahre gekommen. Hier besteht ein großer Sanierungsbedarf, vor allem in energietechnischer Hinsicht. Wie man einen Wohnblock energetisch aufwertet und zugleich optisch attraktiv gestaltet, zeigt der folgende Bericht.
Die Eigentumswohnanlage Leipziger Ring 37-41 liegt in Heusenstamm im Landkreis Offenbach. Bei dem 9-geschossigen Gebäude handelt es sich um einen zusammenhängen Wohnblock aus drei versetzten Teilgebäuden mit einem Versprung von jeweils 1,80 m. In der nach Süden ausgerichteten Gebäuderückseite befinden sich Loggien und im Erdgeschoss Terrassen, die einen Zugang zur Grünanlage haben. Die Eigentümer des aus 80 Wohneinheiten bestehenden Komplexes entschieden sich 2007 dafür, das Gebäude zu sanieren. Anlass waren massive Bauschäden: Risse, Abplatzungen, Rostfahnen, beginnender Algen- und Pilzbefall, Schimmel und Wasserschäden in Wohnungen und Loggien. Vor allem die schadhaften Fugenbänder zwischen den Waschbetonplatten waren die Ursache hierfür.
„Der Zustand war eine Katastrophe. Es gab akuten Handlungsbedarf", berichtet Bernhard Kurpiela vom Ingenieurbüro Kurpiela + Dr. Jenisch. Eine reine Reparatur der seit fast 40 Jahren unsanierten Fassade bot keine dauerhafte Lösung. Deshalb sollte auch die Fassade wärmegedämmt und farblich neu gestaltet werden, um dem Block ein neues Gesicht und ein attraktives Aussehen zu verleihen. Ziel war, den Wert der Wohnungen zu erhalten beziehungsweise zu steigern. Die Hausverwaltung Siegfried Seiferlein beauftragte die Architekten Kurpiela + Dr. Jenisch in Neu-Isenburg mit der Planung und einer gutachterlichen Stellungnahme. In dem Gutachten ging es um das Ausmaß des Schadens, die Energiebilanz und Vorschläge zu Modernisierungen und Instandsetzungen.
Nach dem Baubeginn in 2008 führte man innerhalb von zwölf Monaten eine komplette energetische Sanierung durch: Die Fenster und das schadhafte Flachdach wurden erneuert, eine neue Heizungsanlage mit modernen Öl-Brennwerttechnik installiert und die Fassade mit einem Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) aus Dalmatinerplatten angebracht. Aufgrund der vorhandenen zweischaligen Außenwand waren hier nur minimale Stärken für die Dämmung erforderlich. Über den Mineralputz K 30 erfolgte ein Anstrich mit der Siliconharz-Fassadenfarbe Amphisilan. Sie garantiert höchsten Wetterschutz, längere Haltbarkeit, hohe Sauberkeit und Farbbrillanz. Über die gesamte Dachfläche verteilt wurden insgesamt 80 Quadratmeter Solarzellen montiert, die der Warmwassergewinnung dienen und mit der zentralen Heizungsanlage gekoppelt sind. Die Firma Wilhelm Faber & Co. Bauunternehmung KG aus Alzey brachte das WDVS-System an und führte die Betoninstandsetzung mit Materialien von Caparol aus. Betreut wurde das Projekt bei Caparol von Außendienstmitarbeiter Andreas Vomend, der den Firmen mit Rat und Tat zur Seite stand.
Die Eigentümergemeinschaft wünschte sich auch ein neues Äußeres für den grauen und tristen Betonblock: Der Konsens sah vor, ein mediterranes Äußeres aus sonnigen, leuchtenden und freundlichen Farbtönen zu gestalten. Das Caparol-FarbDesignStudio legte dem „Farbausschuss" der interessierten Eigentümer drei Farbkonzepte zur Diskussion vor. Die mit dem Projekt betraute Diplom-Farbdesignerin und Maler- und Lackierermeisterin Sabine Hoffner schlug vor, die einzelnen Gebäudeteile farblich voneinander zu trennen. Die drei Treppenhäuser mit Attika und die oberen Geschosse sollten farblich abgesetzt werden. Realisiert wurde der Entwurf, nach dem für die Treppenhäuser und oberen Geschosse der hellste Farbton (Mais), für die zwei äußeren Gebäudeteile ein mittlerer Gelborangeton (Mandarin) und für den mittleren Gebäudeteil die kräftigste, dunkelste Schattierung (Cognac) gewählt wurde. Hierdurch erhielt der mittlere Gebäudekubus eine eigene Farbigkeit und eine charakteristische Erscheinung, die äußeren Gebäudeteile wurden in gleichen Farbtönen gestrichen. Mehrere farbige Bänder in einem helleren Farbton nehmen den Giebelseiten optisch die Höhe. Obwohl sehr viele unterschiedliche Meinungen bezüglich der Farben existierten, ist es gelungen, eine attraktive gestalterische Lösung zu finden, die allen Eigentümern gefällt. „Durch die feinnuancierte Farbabstufung der einzelnen Fassadenfarbtöne haben wir eine deutliche Gliederung erreicht, und auch die Treppenhäuser treten optisch in den Vordergrund. Die Fernwirkung ist enorm", berichtet Sabine Hoffner über das Objekt. Außerdem ist das Fugenbild der Betonplatten durch das Anbringen des WDVS-Systems verschwunden.
Durch die Maßnahme wurde der Neubaustandard der EnEV 2007 um 30 Prozent unterschritten. Dadurch erhielt die Eigentümergemeinschaft im Zuschussprogramm C02-Gebäudesanierungsprogramm (130/430) von der KfW den Höchstsatz der Förderung: Ausgezahlt wurden 17,5 Prozent der Baukosten als Zuschuss. Die Solaranlage in Kombination mit der Wassererwärmung gab für das Erreichen der Maximalförderung den Ausschlag. Die Kosten der Sanierung werden aber nicht nur durch den Zuschuss gesenkt, sondern auch durch geringere Energiekosten: So sind die Energieverbräuche bereits um 50 Prozent reduziert worden.
Die Eigentümer sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis: Das Gebäude ist nach der Sanierung kaum wiederzuerkennen. Die optische Aufwertung ist auch in der ganzen Siedlung sehr gut aufgenommen worden. „Es sieht toll aus – als würde die Sonne scheinen", berichtet eine Eigentümerin über die Wirkung der Farben.