Bremer Kunsthalle mit breiteren Schultern
Farbgebung im Dienste von Besuchern und ihrer Wahrnehmung
Man darf die Kunsthalle Bremen getrost zu den bedeutendsten und modernsten Kunstmuseen Deutschlands rechnen. Anteil daran haben nicht nur die in den letzten Jahren gezeigten erfolgreichen Sonderausstellungen, sondern reichhaltige Bestände aus dem 14. und 21. Jahrhundert. Die nach Plänen von Lüder Rutenberg am heutigen Standort errichtete 1849 eröffnete Kunsthalle hat ein bewegtes Leben hinter sich, das von vielen baulichen Maßnahmen geprägt ist. Die Letzte wurde mit großem Beifall aufgenommen. Wer in der internationalen Museumsliga mitspielen wolle, so Kulturstaatsminister Bernd Neumann, müsse auch den entsprechenden Anforderungen und technischen Standards gerecht werden. Die finanziellen Belastungen haben Land und Bund gemeinsam getragen.
Zweieinhalb Jahre hielt die Bremer Kunsthalle ihre Pforten geschlossen, die Sammlungen gingen auf Reisen und erfreuten Besucher in anderen deutschen Museen. Während dessen wurde der Altbau nach Plänen der Berliner Architekten Hufnagel Pütz Rafaelian, die ihre markante Handschrift bereits am Leipziger Museum für Bildende Künste hinterlassen haben, von Grund auf saniert, technisch auf den neuesten Stand gebracht und beträchtlich erweitert. Zum Anliegen der Erweiterung sagte Architekt Karl Hufnagel: „Wir wollten nicht eine Erweiterung gestalten, die für sich selbst spricht, sondern eine organische Verbindung zwischen Alt und Neu schaffen." Angefügt wurden zwei Seitenflügel, die dem Baukörper Kreuzform verleihen und damit an den klassizistischen Ursprung anknüpfen. Diese Lösung bringt beträchtlichen Flächenzuwachs. Die zusätzlich zur Verfügung stehenden 4.000 Quadratmeter werden für Ausstellungen, museumspädagogische Angebote, Lager und Depots genutzt.
Mit dem Wandel des äußeren Erscheinungsbildes gingen erhebliche Veränderungen in den Räumlichkeiten einher. Die ovale Deckenöffnung wurde geschlossen, auf die Freitreppe verzichtet. In die oberen Ebenen gelangt der Besucher über zwei seitlich angeordnete Treppenhäuser. Bereitwillig übernahm die Außenfassade des alten Kunstmuseums die Innenwandfunktion der neuen Seitenflügel. Der Hinweis auf die Herkunft der Wände ist diskret, aber nicht zu übersehen.
Nicht der Künstler sei im Museum das Wichtigste, unterstrich der seinerzeitige Direktor Wulf Herzogenrath, „sondern der Besucher und seine Wahrnehmung der Kunst." Dem ordnet sich auch die Farbgebung von Wand und Decke unter. Während die Wände im Altbau der Farbigkeit des 19. Jahrhunderts die Treue hielten, blieben sie im Neubau neutral weiß. Denn eine intensive Wahrnehmung künstlerischer Werke duldet keine „Nebenschauplätze". Unter anderem dieses Argument gab den Ausschlag für die Entscheidung zugunsten der Produkte Indeko-plus bzw. Sylitol Bio-Innenfarbe. „Beide Farben sind stumpfmatt, damit reflektionsarm und hygienisch unbedenklich", erklärt Caparol-Fachmann Kai Reefmann: „Ihre Scheuer- bzw. Waschbeständigkeit zahlt sich vor allem in Räumen mit Publikumsverkehr aus. In sehr dunklen Räumen, bei denen im Farbbild die Gefahr von Weißbruch (Schreibeffekt) bestanden hätte, wurde Indeko-plus mit PremiumColor verstärkt. Sylitol Bio-Innenfarbe fand vorzugsweise auf bereits vorher mit Silikatfarbe beschichteten Flächen Verwendung."
Für den ortsansässigen Malerbetrieb Röschmann, der in der Vergangenheit schon mehrfach in der Kunsthalle zum Zuge gekommen war und mit seinem Angebot erneut den Zuschlag erhielt, war das Millionenprojekt eine besondere Herausforderung. Geschäftsführer Oliver Harting verwies darauf, dass das Nebeneinander der Gewerke hohe Anforderungen an die Flexibilität gestellt habe. Bei der Großflächigkeit von Wänden und Decken kam es darauf an zu verhindern, dass Streiflicht zu Irritationen führt. Die Gefahr bestand besonders im Bereich der Treppenhäuser, weil die indirekte Beleuchtung des Treppengeländers den Farbauftrag voll ins „Rampenlicht" rückt. Doch die Maler von Röschmann stellten erneut unter Beweis, dass sie Meister ihres Faches sind.
Autor: Wolfram Strehlau