Mehr Wohnkomfort für alle Mieter
3000 Kreuzberger Mieterhaushalte profitieren von flächendeckender Modernisierung
Bereits seit 2017 lässt die Deutsche Wohnen – mit einem Bestand von 164.000 Wohneinheiten einer der führenden Wohnraumanbieter Deutschlands – diverse Mehrgeschossgebäude im Berliner Stadtteil Kreuzberg wertig aufdämmen und verputzen. Bei der Fassadenerneuerung in der Otto-Suhr- und der benachbarten Spring-Siedlung hat das auf Nachhaltigkeit bedachte wohnungswirtschaftliche Unternehmen besonders die Zufriedenheit der Mieter im Blick. Dementsprechend sieht die Planung der beauftragten Berliner Planungsgesellschaft SPP Schüttauf und Persike vor, betagte Fassaden mit dauerhaften und vor allem sicheren Materialien instandzusetzen: Auf 130.000 Quadratmeter Außenwandfläche wird, um den Gebäude-Energiebedarf zu minimieren, ein Fassadensystem montiert. An Qualität wird dabei nicht gespart, die Dämmschicht besteht aus nichtbrennbarer Mineralwolle. Das bewährte Capatect Fassadensystem, zu dem in Kreuzberg ein mineralischer Putz mit Silikat-Farbanstrich gehört, wird von den Fachbetrieben B & O Gebäudetechnik aus Berlin und ASA Baugesellschaft aus Panketal appliziert.
„Ich hab noch einen Koffer in Berlin. Der bleibt auch dort, und das hat seinen Sinn." Die besondere Verbundenheit mit ihrer Stadt, wie sie einst Hildegard Knef besang, dürfte nach wie vor für einen Großteil der Hauptstadtbewohner gelten. Wie in anderen Metropolen, handelt es sich bei ihnen mehrheitlich um Mieter, die sich Wohnraum in gutem Zustand zu angemessenen Konditionen wünschen. „Ein Zuhause zum Wohlfühlen ist mit das Wichtigste, was ein Mensch braucht. Das können Mieter bei uns finden. Sie sollen jederzeit das Gefühl und die Gewissheit haben, in unseren Häusern gut und sicher zu leben – unabhängig davon, wie viele Wohneinheiten ein Mehrgeschossgebäude, ein Ensemble oder ein Hochhaus umfasst und in welchem Stadteil es steht", merkt Architekt David Weinert an, der für die Deutsche Wohnen (kurz: DW) bei der laufenden Bestandsmodernisierung als Projektleiter fungiert.
Mit 111.500 Wohneinheiten zählt die DW in der Spree-Metropole zu den bedeutendsten Wohnraumanbietern. Was das börsennotierte Unternehmen als Vermieter von anderen unterscheidet, ist seine handlungsleitende Maxime: „Wir wollen unseren Mietern Wohnungen in Häusern bieten, in die man immer wieder gerne kommt", hebt Dipl.-Ing. Marko Lehmann hervor, der bei der DW für das technische Projektmanagement zuständig ist. Er nennt denn auch die Steigerung des Wohnkomforts als vorrangiges Ziel der laufenden Gebäudesanierungen im Stadtteil Kreuzberg. Es handelt sich dabei um das aufwändigste und umfassendste Modernisierungsprojekt, das die Deutsche Wohnen bisher in Angriff genommen hat. Für vorbildlichen Schutz vor winterlicher Kälte, sommerlicher Hitze und störenden Schallimmissionen sorgen Dämmmaßnahmen an Fassaden sowie der Austausch alter Verbundfenster/Kastendoppelfenster gegen zweifachverglaste Holz-Isolierglasfenster . Bemerkenswert: Die aufzuwendenden Kosten werden nur zum Teil auf die Mieten umgelegt; ein Großteil gilt als Investition in den Bestandserhalt und wird laut Deutsche Wohnen aus Rücklagen finanziert.
Fassadendämmung von 2017 bis 2020
2017 wurde in der Otto-Suhr- und der Spring-Siedlung mit den Modernisierungsmaßnahmen begonnen. Bis Ende 2020, so sieht es das Konzept der Planungsgesellschaft SPP Schüttauf und Persike vor, wird auf einer Gesamtfläche von 130.000 Quadratmeter ein robustes Capatect Fassadensystem in beiden Quartieren alle Mehrgeschossgebäude der DW ummanteln. Ein Mammutprojekt, das keine Luxussanierung ist, sondern Substanzerhalt mit Sachverstand und Augenmaß.
„Als Dämmstoff kommt nichtbrennbare Steinwolle zum Einsatz und ein dazu passendes – ebenfalls mineralisches – Putzsystem mit einer Schichtdicke von 1 cm. Der gewählte Putz und die mineralische Beschichtung sind frei von Bioziden", erläutert Michael Karst, für Berlin zuständiger Objektberater des WDVS-Anbieters Caparol.
„Hanf hätten wir toll gefunden!"
Ursprünglich favorisierte DW-Projektleiter David Weinert für die Springsiedlung eine Fassadenbekleidung aus Hanfdämmplatten. Caparol Planer- und Objektberater Michael Karst informierte den Bauherrn über „Nutzhanf", der im österreichischen Hanfthal eigens für die Caparol-Muttergesellschaft DAW angebaut und dort von etwa einem Dutzend Vertragslandwirte zweimal pro Jahr geerntet wird. Die Hanf-Dämmplatten werden in einem spezialisierten Werk ganz in der Nähe des Ernteortes hergestellt. Von dort aus erfolgt der Vertrieb in Plattenform an Abnehmer in aller Welt.
Die besonderen Eigenschaften der seit Jahrtausenden geschätzten Kulturpflanze Hanf und ihre vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten zu Schiffstauen, Kleidung, Nahrungsmitteln und neuerdings auch zu natürlichen Dämmstoffen für Gefache und Fassadensysteme begeisterten das Management der Deutsche Wohnen auf Anhieb. Fast wäre daraus das bisher größte Dämmprojekt geworden, das Caparol je mit Hanf ausgestattet hat. „Hanf hätten wir toll gefunden!", sagt DW-Projektmanager Marko Lehmann. „Hätten…"
Dass die Wahl letztlich doch auf Steinwolle- statt auf Hanffaser-Platten fiel bzw. fallen musste, ist auf die strengen Brandschutzanforderungen zurückzuführen, die die Berliner Landesbauordnung vorgibt: Für Fassadendämmmaßnahmen an Gebäuden der Klassen IV und V sind nichtbrennbare Produkte zwingend vorgeschrieben.
MiWo gibt Sicherheit
„Steinwolle ist nichtbrennbar und erfüllt die strengen Brandschutzanforderungen, die die Berliner Landesbauordnung für mehrgeschossige Wohngebäude vorgibt. Außerdem schützt der mineralische Dämmstoff wirkungsvoll sowohl vor zuviel sommerlicher Hitze als auch vor eisiger Kälte. Darüber hinaus bietet Mineralwolle einen guten Schallschutz, was gerade im Hochbau immer wichtiger wird. Aufgrund der rundum überzeugenden Materialeigenschaften hat sich die Deutsche Wohnen zum Dämmen der Fassaden in beiden Quartieren für Mineralwolle entschieden", erläutert Paul Schüttauf, Geschäftsführer der SPP Schüttauf und Persike Planungsgesellschaft, die die Fassadendämmarbeiten im Auftrag der Deutsche Wohnen von A bis Z begleitet.
Zwei Siedlungen, zwei Handwerksbetriebe
Zur Spring-Siedlung im Stadtteil Friedrichshain-Kreuzberg gehören sechs bis fünfzehn Geschosse hohe Gebäude, die überwiegend in den 1960er Jahren errichtet worden sind. Sie bilden ein Quartier, das von großzügigen Grünflächen durchzogen ist, mit äußerer Begrenzung durch die Franz-Künstler-Straße, Alte Jakobstraße, Alexandrinenstraße sowie die Neuenburger Straße. Rund 50.000 Quadratmeter Fassadenfläche gilt es hier für die ASA Baugellschaft aus Panketal zu dämmen und zu beschichten. Die Verarbeiter befassen sich dabei – über die Dämmplattenmontage und -beschichtung hinaus – auch mit der Instandsetzung von etwa 1200 Balkonen.
Die Balkonböden sind in den allermeisten Fällen erneuerungsbedürftig. Die zu Sanierungsbeginn vorhandene Beschichtung stammt noch aus der Zeit, in der die Gebäude errichtet wurden. „Dass teils erheblicher Verschleiß vorliegt, der auch die Substanz tangieren kann, war zu erwarten. Wir haben in Abstimmung mit dem Planungsbüro daher zunächst die statische Belastbarkeit der Balkonverankerungen durch ein unabhängiges Statikbüro prüfen lassen und, nachdem wir grünes Licht erhalten hatten, die Altbeschichtung abgetragen und entsorgt. Die Neubeschichtung nehmen wir von Grund auf mit Systemprodukten vor, die das auf Bautenschutz spezialisierte Unternehmen DISBON herstellt und vertreibt. Alle Balkone werden mit Disbon 305 lösemittelfrei beschichtet", führt Dipl.-Ing. Alexander Sauer aus, der Geschäftsführer der ASA Baugesellschaft ist.
Logistische Meisterleistung
Die Verfügbarkeit des gerade benötigten Materials an mehreren Einsatzpunkten ist auf Großbaustellen wie in Kreuzberg eine Herausforderung. Da es sich bei DISBON um eine Schwestergesellschaft von Caparol handelt, ist der koordinierte Bezug aller Anstrichmittel auf gleichem Vertriebsweg möglich. Für die laufenden Baumaßnahmen werden die Verarbeiter auf der Grundlage eines ausgeklügelten Logistikkonzepts beliefert.
Otto-Suhr-Siedlung –Wohnungsbau der Nachkriegszeit
Bei der Otto-Suhr-Siedlung – benannt nach dem von 1955 bis 1957 regierenden Berliner Bürgermeister – handelt es sich um ein Demonstrativbauvorhaben der Nachkriegszeit, das den Beginn der von Abriss und Neubau geprägten Stadterneuerung West-Berlins markierte und ab 1956 im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg unweit der Sektorengrenze zu Ost-Berlin verwirklicht wurde. Die Otto-Suhr-Siedlung umfasst insgesamt 2.300 Wohnungen und wurde in drei Bauabschnitten bis 1963 fertiggestellt. Die Bebauung des Quartiers und dessen Lage nahe der ehemaligen Sektorengrenze im Bezirk Mitte sollte die Absicht des Berliner Senats unterstreichen, sich baulich auf die Menschen im Ostteil der Stadt zuzubewegen. An den Gebäuden, zu denen neben mehreren Achtgeschossern auch ein Hochhaus mit 16 Etagen an der Alexandrinenstraße zählt, sind gegenwärtig stolze 80.000 Quadratmeter Fassadenfläche aufzudämmen. Die zur Modernisierung bestimmten DW-Objekte stehen entlang der Oranienstraße, der Stallschreiber- sowie der Kommandantenstraße. Die Ausführung obliegt dem Berliner Fachunternehmen B & O Gebäudetechnik, das gleichzeitig Dachgeschossaufstockungen realisiert, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen; darüber hinaus ist der Verarbeiterbetrieb in beiden Quartieren für die haustechnischen Gewerke zuständig.
Spring-Siedlung – vom Bauhausstil geprägt
Die Verantwortlichen der Deutsche Wohnen wünschten für die Fassaden ihrer aufgedämmten Gebäude eine authentische Gestaltung, die sich an der Stil- und Farbenlehre des Architekten und Stadtplaners Bruno Taut (1880-1938) orientiert. Taut, der als Professor für Architektur erst an der TU Berlin und nach seiner Emigration ab 1936 an der Akademie der Künste in Istanbul lehrte, hat das Stadtbild Berlins durch zahlreiche Großsiedlungen geprägt. Er stand in engem Austausch mit Bauhaus-Begründer Walter Gropius, was in der schnörkellosen Formensprache und zweckbestimmten Kubatur vieler Berliner Objekte zum Ausdruck kommt. Nach Tauts Entwürfen entstanden hier um die zehn- bis zwölftausend Wohnungen, so etwa in Wedding die Siedlung „Schillerpark" (1924), in Britz die zum Weltkulturerbe erklärte „Hufeisensiedlung" (1925), in Zehlendorf „Onkel Toms Hütte" alias „Papageiensiedlung" (1926), am Prenzlauer Berg die Wohnstadt Carl Legien (1929) oder auch in Charlottenburg die Ringsiedlung Siemensstadt (1931). Der typische Bauhausstil zeigt sich auch in der Spring-Siedlung: Die Architektur dieser Nachkriegsbauten geht auf Prof. Wils Ebert zurück, der nach seinem Studium am Bauhaus in Dessau zunächst freier Mitarbeiter im Büro von Walter Gropius war, in der Nachkriegszeit an der TU Berlin wirkte, 1960 die Gründung des Bauhaus-Archivs initiierte und von 1963 bis 1974 als ordentlicher Professor an der „Hochschule für bildende Künste" lehrte (heute: Universität der Künste Berlin).
Farbwahl nach historischem Vorbild
Bruno Taut verstand es meisterlich, die Bauhaus-typische kühle Sachlichkeit und Formenstrenge durch markante Farbgebung zu akzentuieren. An seinen Mut, Akzente zu setzen, knüpften in der Nachkriegszeit zahlreiche Architekten an – darunter auch die Baumeister der Otto-Suhr-Siedlung, wie ein restauratorisches Gutachten belegt.
Angelehnt an die Rekonstruktion des ursprünglichen Erscheinungsbildes, visualisierte Gabriele Gerlach vom Caparol FarbDesignStudio in Berlin die Gestaltungsvorlage, die der aktuellen Fassadenrenovierung zugrunde liegt: „Die Gebäudefassaden wurden in den Ampelfarben Rot-Gelb-Grün abgetönt gestaltet und die genauen Nuancen nach Befund vor Ort bestimmt", berichtet Ragnar Ruhle, Geschäftsführer der B & O Gebäudetechnik aus Berlin. Sein Betrieb führt die Fassadendämmung in der Otto-Suhr-Siedlung samt Verputz- und weiterer Modernisierungsarbeiten fachgerecht nach allen Regeln der Baukunst aus.
Achim Zielke
Fotos: Caparol Farben Lacke Bautenschutz/Marcus Ebener
Bautafel:
Objekt:Springsiedlung und Otto-Suhr-Siedlung, Berlin-Kreuzberg/Friedrichshain
Bauherr:Deutsche Wohnen, Berlin
Architekt:SPP Schüttauf und Persike Planungsgesellschaft, Berlin
Ausführung:Otto-Suhr-Siedlung: B&O Gruppe, Berlin
Springsiedlung: ASA Baugesellschaft, Panktetal
Caparol Außendienst:Michael Karst und Christian Lahayn, Caparol
Farbkonzept:Gabriele Gerlach in Kooperation mit Architekten und Bauherrn
Fertigstellung:2019