Verjüngungskur für markantes Fassadenelement
Sanierungsfall Attika: Eine Verblendung mit alternativen Materialien ist nicht zwingend erforderlich
Bei der Sanierung der Wärmedämmung an einem Bungalow im nordrhein-westfälischen Neuss ist es mit einer beispielhaften Lösung gelungen, die vorgefundenen Probleme nicht nur kostengünstig, sondern auch gestalterisch überzeugend zu meistern. Ausgangspunkt für die Ende 2015 abgeschlossenen Arbeiten waren Absetzfugen und wellige Überwürfe, die an der umlaufenden Attika im Laufe der Zeit immer deutlicher sichtbar wurden. „Das sah nicht mehr schön aus", formuliert es Architekt Klaus-Peter Unsel mit klaren Worten. Als das Haus 2006 gedämmt wurde, hatte man die Spannungen nicht ausreichend beachtet, die von Witterungseinflüssen zwischen den harten Schaumglasplatten als Dämmstoff und dem Putz hervorgerufen werden können. Ein weiteres Problem: An der Unterseite der Attika gab es keine Tropfkante. Deshalb lief der Schlagregen nicht ab, sondern zog in die geputzte und gedämmte Unterseite des Dachüberstandes, wo sich immer wieder großflächige, feuchte Stellen mit Salzausblühungen bildeten.
Frischer Putz statt Verblendung
Gemeinsam mit dem Neusser Malermeister Thomas Welter wurde nach einer passenden Lösung gesucht. „Eine großflächige Verblendung der Attika mit Metallblech oder Schiefer kam nicht in Frage", erinnert sich Unsel. Das wäre bei einer Gesamtlänge der Attika von 56 Metern und einer Höhe von 80 Zentimetern sowohl sehr kostspielig als auch gestalterisch nicht im Sinne des Bauherrn gewesen. Deshalb ging man einen anderen Weg, bei dem eine Tropfkante ausgebildet werden konnte und zugleich ein kreativer Verputz der Flächen mit individuell gestalteten Oberflächentexturen möglich war.
Zunächst wurde der Untergrund auf Tragfähigkeit überprüft und gereinigt, anschließend auf dem vorhandenen Putz ein neuer Putzgrund aufgetragen. Dann wurde die gesamte Fläche mit einem mineralischen Werktrockenmörtel unter Einlage eines Armierungsgewebes armiert. „Mit diesem Aufbau konnten wir die Stoßkanten der Wärmedämmung ausgleichen", berichtet Malermeister Welter. Nach der Trocknung wurde eine weitere Mörtelschicht aufgezogen und als Oberputz abgefilzt. Die neue Oberfläche lässt sich auf unterschiedlichste Weise gestalten. Der Bauherr entschied sich für eine kräftige Bürstenstrichoptik mit einer Ovalbürste, die mit dem rustikal bis zur Sintergrenze gebrannten Verblendmauerziegel sehr gut harmoniert. „Das verleiht der Oberfläche eine belebende und vor allem im Sonnenlicht changierende Struktur", freut sich Unsel. Die individuelle Gestaltung wurde durch einen anthrazitfarbigen Anstrich vollendet.
Auf neuen Wegen zur Tropfkante
Eine Herausforderung stellte die nicht vorhandene Tropfkante dar. „Neu verputzt werden sollte lediglich die vertikale Fläche der Attika", sagt Welter. Für die Unterseite des Dachüberstandes war vom Bauherrn ein einfacher Anstrich vorgesehen. „Wir konnten nachträglich nur in der Gesimsansicht ein Profil einspachteln, um eine Tropfkante zu bilden", so Welter.
Allerdings gibt es kein Profil, das direkt für ein solches Vorgehen geeignet wäre. Fündig wurde man dennoch im Sortiment von Caparol. Zum Einsatz kam das Capatect-Putzabschlussprofil 661. Dabei handelt es sich um eine gelochte Kunststoffschiene mit Abzugskante und fest verbundenem Gewebe-Anschlussstreifen. Sie dient eigentlich als Abschluss und zur Trennung von Putzbeschichtungen. „Wir haben bei diesem Objekt die Gewebefahne in die Armierungsebene eingespachtelt, das Profil aber so weit heruntergezogen, dass es einen Überstand zum Gesimsunterzug hat", erklärt Welter: „Anschließend versiegelten wir die Hinterkante des Profils mit einem dauerelastischen PU-Dichtstoff."
Ob das tatsächlich funktioniert, hat man an einem kleineren, etwa zwölf Meter langen Bereich über einen Zeitraum von mehreren Monaten getestet. „Das Ergebnis entsprach genau unseren Vorstellungen", freut sich Welter: „Das Wasser tropfte zuverlässig an der Kante ab." Das Putzabschlussprofil wurde deshalb an der gesamten Attika als Tropfkante eingebaut. Die gefundene Lösung ist praktisch, denn die Unterseite des Dachüberstandes muss danach nur gestrichen, aber nicht nachgespachtelt werden.
„Diese Vorgehensweise lässt sich problemlos auch auf andere Objekte mit gedämmten Dachrandbereichen übertragen", erklärt Unsel. Gerade bei Problemfällen, bei denen beispielsweise nur die Front aber nicht die Unterseite bearbeitet werden kann, ist das eine kostengünstige und zugleich optisch ansprechende Lösung. Individuelle Oberflächenstrukturen und die zusätzliche Farbgebung bieten eine Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten. Eine großflächige und entsprechend aufwändige, teure Blechverkleidung ist nicht erforderlich. Der Architekt ist überzeugt, dass diese Variante im Fall des Bungalows etwa zehnmal so teuer geworden wäre.
„Die Zusammenarbeit mit dem Meisterbetrieb Welter und Caparol hat sich als echter Glücksgriff erwiesen, denn hier haben sich Partner gefunden, die bereit waren, gemeinsam an neuen Ideen zu arbeiten", freut sich Unsel über die gelungene Sanierung. „Die hochwertige Dämmung blieb erhalten, die optische Gestaltung wurde deutlich aufgewertet und dank der neuen Tropfkante ist auch Feuchtigkeit kein Thema mehr", zieht der Architekt ein durchweg positives Fazit.
Dipl.-Ing. Kay-Uwe Müller
Bautafel
Objekt: 190 qm Bungalow in Neuss (NRW) / privates Wohnhaus mit Büro
Architekt: Klaus-Peter Unsel, Neuss
Malerbetrieb: Meisterbetrieb Thomas Welter, Neuss
Ausführung der Sanierung: 2015
Technische Beratung: Jens Erdmann, Caparol
Produkte: Putzgrund 610, Capatect-Gewebe 650/110, Capatect ArmaReno 700, Capatect Putzabschlussprofil 661, Disbothan 221 Fugendicht, Amphisilan Fassadenfarbe