Ziegelhaus im Hügelland der Schwäbischen Alb
Alt und Neu im Einklang: Dank Meldorfer Flachverblender präsentiert sich die Württembergische Metallwarenfabrik in einem Guß
Im Juli 1854 stellte der Geislinger Daniel Straub auf der Münchner Industrieausstellung zum ersten Mal seine Produkte aus, „schöne silberplattierte Waren", wie sie in der ortsansässigen Zeitung beschrieben wurden.
Waren aus Metall und Glas bilden auch heute den Grundstock eines seit Ende des 19. Jahrhunderts als AG firmierenden Unternehmens, das weltweit als „Württembergische Metallwarenfabrik", kurz WMF genannt, die Haushalte und Hotels mit Töpfen, Kannen, Besteck, Gläsern und Kaffeemaschinen des täglichen Bedarfs beglückt. Entwürfe des berühmten Designers Wilhelm Wagenfeld gehören ebenso dazu wie die „Erfindung" des Materials Cromargan, rostfrei und säureresistent, das besonders gern für Bestecke verwendet wird.
Der Gründungsort des Unternehmens, die Stadt Geislingen an der Steige, gehört zum festen Programm vieler Durchreisender aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Schnäppchen macht jeder gerne, und auch WMF lockt mit einem Fabrikverkauf.
Die „Fischhalle", in der heute der Fabrikverkauf zu finden ist, war in der Tat seit dem Jahr 1912 ein Fischverkauf, der die Geislinger Familien selbst im 1. Weltkrieg direkt mit Frischfisch von den Hochseefischereien der weit entfernten Meere versorgte.
Seit Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts ist die Fischhalle im ganzen Ländle bekannt für ihren sogenannten 2a-Verkauf der WMF-Erzeugnisse.
So viel Tradition verpflichtet natürlich. Ganz typisch für die Industriearchitektur des ausgehenden 19. Jahrhunderts sind die Fertigungsgebäude der WMF aus Ziegel gebaut. Die dazugehörige Fischhalle verfügt zwar über eine Putzfassade. Ihr Dach aber ist wiederum ganz typisch für Industrie-Fertigungshallen mit einem sogenannten Sheddach versehen.
Dieses Sheddach dient nun einerseits als Bindeglied zwischen Fertigung, Fischhalle und einer neugebauten Halle für einen erweiterten Fabrikverkauf als auch andererseits als „Dach" bzw. Logo für neue und alte Einkaufsmöglichkeiten.
Um die Verbindung noch perfekter zu gestalten, wurde für die Fassade der neuen Halle so wie bei den Fabrikhallen ebenfalls eine Ziegeloptik gewählt. Als eine sehr kostengünstige und optisch klassische Alternative zu einer „echten" Backsteinfassade kamen Meldorfer Flachverblender zum Einsatz. Diese bieten rein äußerlich eine klassische Ziegeloptik mit lebendigen Farbnuancen, das Innenleben kann aber zusätzlich mit einer perfekten Wärmedämmung versehen werden. Der optische Eindruck des neuen Fabrikverkaufsgebäudes ist verblüffend. Das lebendige Farbspiel der Meldorfer Flachverblender sorgt für eine täuschend echte Klinkerwirkung. Man muss schon auf wenige Zentimeter Abstand herangehen, um eventuell einen Unterschied entdecken zu können. Die von Hand aus natürlichen Rohstoffen gefertigten, nur 4-6 mm starken Flachverblender bieten zwölf unterschiedliche Farbnuancen, die durch die individuelle Fertigung den farblich unregelmäßigen Eindruck einer „echten" Klinkeroptik noch unterstreichen. Für die Sanierung von historischen Gebäuden können nach Vorlagen sogar Farben und Größen der einzelnen Klinker maßgefertigt werden. Traditionell unzureichend isoliert, können so bei denkmalgeschützten Gebäuden auch nachträglich Wärmedämmverbundsysteme zum Einsatz kommen.
Zusätzlich zur Klinkeroptik umfasst das Programm auch Sandsteinvarianten in drei verschiedenen Farbschattierungen.
Für den Einsatz bei Neubauten wie im Beispiel der Fischhalle in Geislingen kann eine effiziente Wärmedämmung von Anfang an berücksichtigt werden. Nicht nur bei Industriebauten steht heute an oberster Stelle die Reduzierung des Energiebedarfs. Mit der Sichtmauerwerk-Optik der Meldorfer Flachverblender lassen sich gleichzeitig hochwertige Wärmedämm-Verbundsysteme wie z. B. Capatect WDVS-B problemlos verwirklichen, ohne dass die Optik des Gebäudes dadurch verändert wird. hier kann sogar der Bezug auf die historische Umgebung hergestellt werden. Die Gebäudesubstanz ist optimal geschützt und bewahrt zusätzlich das Gebäude vor Verlust an teurer Wärmeenergie.
So verfügen die Flachverblender gleich über drei entscheidende Vorteile: eine Optik, die nicht von der Original- Ziegeloptik zu unterscheiden ist und sich elegant in die vorhandene Bebauung einfügt, eine preiswerte Alternative zum Original-Klinker und als dekorative Endbeschichtung einer Wärmedämmung, wie sie heute bei modernen Gebäuden als unabdingbar gilt.
Das Innere des Gebäudes präsentiert sich als Industriebau, die Einrichtung ist schlicht und funktional gestaltet. Riesige Hängelampen aus Metall beleuchten punktartig die Verkaufsräume. Notwendige Versorgungsleitungen sind bewußt betont durch von der Decke abgehängte Metallkonstruktionen. Abgerundet wird der Industriecharakter durch das mit Wellblech gedeckte Sheddach, das auch im Innenraum eine Spannung zwischen den farbigen Haushaltsartikeln und der strengen Architektur erzeugt.