„Werk 3“ steht im Mittelpunkt
Orange leuchtender Riegel, wo früher Pfanni produzierte
Über Jahrzehnte wurden im Münchner Osten tonnenweise Kartoffeln zu halbfertigen Knödel oder Püreepulver verarbeitet. Doch die Ära Pfanni ist vorbei, jetzt wird das Areal sukzessive zum „Werksviertel" umgebaut, das neue urbane und vielfacettige Qualitäten zeigt. Mittendrin: Das „Werk 3", ehemals Produktionsgebäude, jetzt aufgestockt, umgebaut und – dank Caparol – orange leuchtend.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Münchner Ostbahnhof entsteht rund um das ehemalige Firmenareal der Pfanni-Werke ein neues, urbanes Quartier. Dort verbinden sich Wohnen und Produktion, Handwerk und Büros, Gastronomie und Hotel, Kleinteiligkeit und Großstadt, vor allem aber Bestand und Neubau auf engem Raum. Im Zentrum des „Werksviertels" steht der orange leuchtende Riegel des „Werk 3", ein ehemaliges, zu einem multifunktionalen Komplex erweitertes Produktionsgebäude. Die Herausforderung für Architekten und ausführende Firmen war dabei eine vergleichsweise schlechte Bausubstanz und eine Rohbaupräzision, die „eher im Kartoffelhersteller- als im Uhrmacherbereich angesiedelt war", so Johannes Ernst vom verantwortlichen Büro Steidle Architekten. Diese Situation wirkte sich auf alle Sanierungsbereiche aus – bis zur äußersten Hülle, einem mineralischen Capatect-Wärmedämmverbundsystem, bei dessen Montage teils sehr komplexe Anschlussdetails zur Klärung anstanden. Doch der Reihe nach.
Produktionsbau wird Kulturbau
Der Bau des heutigen „Werk 3" startete in den 1960er Jahren – als reines Produktionsgebäude für den Kartoffelverarbeiter Pfanni. Entsprechend einfach fiel damals sowohl die Betonskelett-Konstruktion der vier baugleichen Bauabschnitte sowie deren Ausstattung aus. Doch die Tiefe von 32 Metern, das Stützenraster von vier mal sechs Metern und großzügige Raumhöhen von knapp fünf Metern machten das langgestreckte Gebäude auch nach Produktionsende interessant. Während andernorts derlei Bauten willkommene Abrisskandidaten darstellen, war dem Entwickler Otec, ein Pfanni-Nachfolgeunternehmen, der Erhalt ein großes Anliegen, schließlich soll das „Werksviertel" auch nach dem sukzessiven Umbau von der einstigen industriellen Vorgeschichte künden. Die Ertüchtigung von „Werk 3" schließt die Verlängerung mit einem fünften Bauabschnitt und der zweigeschossigen Aufstockung, um mehr Nutzfläche und eine prägnantere, der zentralen Bedeutung adäquate Präsenz zu erhalten. Dafür sorgt nun nicht nur die sagenhafte Länge von 125 Metern, sondern auch das leuchtende Orange, das die Fassaden ziert.
Mineralische Dämmung als Vorgabe
Die ursprünglichen Stützenweiten, Öffnungsprinzipien, die hallenartigen Raumhöhen und der Fassadencharakter bestimmen auch die neuen Erweiterungen. So erstreckt sich der zweigeschossige Aufbau über die gesamte Gebäudelänge, grenzt sich aber vom Bestand über eine horizontale Fuge ab, die zugleich als Loggia ausgebildet ist. Für die energetische Ertüchtigung von alten und neuen Fassadenbereichen sorgt das mineralische Dämmsystem CapatectSystem Pro. Die mineralische Basis war übrigens ein expliziter Wunsch des Bauherren. „Die Rohbau-Toleranzen von mitunter mehreren Zentimetern stellten eine ordentliche Herausforderung dar", so Johannes Ernst im Rückblick. „Wir haben dafür zahlreiche spezielle, teils sehr komplexe Detaillösungen entwickelt", berichtet Heiko Maier, zuständiger Objektbetreuer der DAW-Gruppe. Und: „Auch der weitere Fassadenaufbau mit mineralischen Materialien war klare Vorgabe des Investors".
Silikatisches Orange
Als Deckbeschichtung kam daher die hoch witterungsbeständiger Fassadenfarbe Histholit Sol-Silikat zum Einsatz, in jenem legendären, leuchtenden Orange, das die Marke Pfanni prägt. Nach ausgiebigen Versuchen gelang es schließlich den Caparol-Technikern, einen brillanten Orange-Ton zu realisieren – angesichts der begrenzten Pigmentierbarkeit mineralischer Farben kein einfaches Unterfangen. Die zweifache Beschichtung wiederum erhöht die Leuchtkraft des Farbtones. Zwischen Deckbeschichtung und Dämmung trugen die Verarbeiter der Mauther Kilger GmbH Capatect Mineralputz in zwei Kornstärken auf. Die horizontalen Bänder tragen nun wieder wie ursprünglich einen kellenwurfähnlichen Putz mit 5 Millimeter starkem Korn, die vertikalen Stützen sowie die neuen Gebäudepartien zeigen sich hingegen differenzierend mit glatter Putzstruktur. Auch hier war seitens der Caparol-Experte Entwicklungskompetenz gefragt, um das vom Architekturbüro vorgegebene Strukturmuster perfekt auf den großen Flächen umsetzen zu können.
Disbon in der Tiefgarage
Übrigens finden sich nicht nur an den Fassaden Produkte der DAW-Gruppe, auch im Interior und in der Tiefgarage leisten sie ihre Dienste. Disbon lieferte beispielsweise Beschichtungsmaterialien für die Wände und Böden sowie die Materialien für die Markierung der Fahrbahnen.
Inzwischen ist das „Werk 3" bezogen und belebt – mit einem Mix, der exemplarisch die Intention des gesamten „Werksviertels" zeigt: Hier finden sich Bars und Restaurants, Geschäfte, eine Bankfiliale, ein Science Lab genausow wie eine Großküche, Künstlerateliers und sogar eine Kunsthalle. Der Umbau des Areals bei laufendem Betrieb geht indessen weiter: direkt neben dem „Werk 3" steht jetzt die vieletagige Aufstockung des alten Kartoffelspeichers mit einem Hotel an.
Autor: Armin Scharf
Werksviertel München
Bautafel
Objekt: Werk 3, München
Standort: Grafinger Str. 2, München
Bauherr: Otec GmbH & Co. KG, München
Architektur: Steidle Architekten, München
Ausführung Fassade: Malerbetrieb Kilger GmbH, Mauth
Projektsteuerer: MasterPlan, München
Ausführung Innenbereiche: Gerhard Schmitz GmbH, München
Ausführung Tiefgarage: Xhavit Peci Baugeschäft, Bad Neustadt
Caparol-Produkte: CapatectSystem Pro mineralisch, Capatect Klebe- und Armierungsmasse 186M, Capatect Mineralputz, Histolith Sol-Silikat, CapaDIN, Matt Latex, Amphibolin, Akkordspachtel SXL
Disbon-Produkte: Disboxid 460 EP-Grund, Disboxid 461 EP-Filler, Disboxid 922 PHS-Verschleißschicht N, Disboxid 926 PHS-Deckschicht, Disbothan 885 PU-Color
Bautafel:
Objekt:Werk 3, München
Bauherr:Otec GmbH & Co. KG, München
Architekt:Steidle Architekten, München
Ausführung:Ausführung Fassade: Malerbetrieb Kilger GmbH, Mauth
Ausführung Innenbereiche: Gerhard Schmitz GmbH, München
Ausführung Tiefgarage: Xhavit Peci Baugeschäft, Bad Neustadt
Fertigstellung:2015/2016