Tiefgarage mit neuem Flair
Bei der Komplettsanierung beeindruckt auch das stimmige Farbkonzept
In Kirchheim unter Teck wurde die Tiefgarage „Am Krautmarkt" nach kompletter Instandsetzung neu eröffnet. Neben dem Schutz der Bewehrung vor Korrosion beeindruckt insbesondere das stimmige Farbkonzept. Die Nutzer sind begeistert: „Kein Vergleich zu vorher", lautet das einhellige Urteil.
Seit elf Jahren ist Martin Zimmert Leiter des Geschäftskreises Hoch-/Tiefbau der 40.000-Einwohner-Stadt. „Für die Besucher unserer historischen Altstadt, die in großen Teilen als Fußgängerzone ausgestaltet ist, stellen wir neben einer Reihe von Parkplätzen zwei Tiefgaragen als Parkraum zur Verfügung. Die Tiefgarage ‚Am Krautmarkt‘ hat 246 Stellplätze auf drei Ebenen", sagt er. Da Parkraum eine besondere Rolle spiele, haben die Verantwortlichen schon bei der Planung darauf geachtet, den Weg in die Altstadt so kurz wie möglich zu halten. Autofahrer müssen nur aussteigen und sind in wenigen Schritten mitten in der Fußgängerzone.
Gebaut wurde die Tiefgarage Ende der 80er Jahre. „In der damaligen Bauweise von Tiefgaragen und Parkhäusern ist die Problematik einer Gefährdung der Bewehrung durch Tausalz häufig nicht erkannt oder unterschätzt worden", erklärt Zimmert: „Die Decken und Stützen wurden damals üblicherweise nicht vor dem Eindringen von Tausalz geschützt, das durch die Fahrzeuge in die Tiefgarage gelangt. Man dachte, dass der Stahl durch den Beton gut genug geschützt ist."
Erste Risse
Vor einigen Jahren traten jedoch Betonabplatzungen auf. Die Stadt entschloß sich daraufhin, den Zustand der Stahlbetonbauteile gründlich untersuchen zu lassen. Mit dem Gutachten wurde die öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige Susanne Gieler-Breßmer beauftragt. Die Planung der Instandsetzungsmaßnahmen erfolgte durch das Planungsbüro für Betoninstandsetzungen Ingenieurgesellschaft Gieler-Breßmer und Fahrenkamp aus Süßen (IGF). Henning Arweiler gehört zu den Ingenieuren des Büros und erklärt das Problem so: „Wenn Tausalz in die feinen Poren des Betons eindringt und an den Bewehrungsstahl gelangt, fängt dieser an zu korrodieren. Bei den Untersuchungen, die 2006 und 2007 in der Tiefgarage durchgeführt worden sind, wurde festgestellt, dass bereits örtlich in erheblichem Maße Tausalz in die Stahlbetonbauteile eingedrungen ist und zu Korrosion an der Bewehrung geführt hat. Die Statik des Objekts war zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht gefährdet, aber der Korrosionsprozess musste dringend gestoppt werden, um die Bausubstanz zu erhalten."
Zeitnahe Instandsetzung
Für Martin Zimmert gab es eine Vielzahl von Gründen, die Instandsetzung der Garage so schnell wie möglich anzugehen. „Wir sind mit dem Gemeinderat damals in eine andere Stadt gefahren, in der eine Garage gerade saniert wurde und die Bewehrung freigelegt war. Was wir gesehen haben, war erschreckend: Es gab Stellen von einem Meter Länge, in denen durch die Korrosion überhaupt keine Bewehrung mehr vorhanden war." Für die Stadt wäre es äußerst problematisch gewesen, wenn die Tiefgarage von einem auf den anderen Tag hätte geschlossen werden müssen, weil die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet ist. „Das wollte ich unbedingt vermeiden, denn dann wäre ein erheblicher Teil unseres Parkplatzangebots weggefallen und hätte auch über Jahre hinweg nicht zur Verfügung gestanden. Außerdem wäre der finanzielle Aufwand nicht kalkulierbar gewesen." Schließlich beträgt die Fläche der Decken, Wände und Stützen rund 16.000 Quadratmeter.
IGF wurde beauftragt, die Planung für die Instandsetzung zu erstellen, die Arbeiten auszuschreiben und die Bauüberwachung und Qualitätssicherung vorzunehmen. Der kalkulierte Aufwand wurde inklusive der Haustechnik mit rund vier Millionen Euro brutto veranschlagt. Mit der Ausführung der Betoninstandsetzung beauftragten die Verantwortlichen die Firma Bauschutz GmbH & Co. KG aus Asperg bei Ludwigsburg. Im März 2008 begannen die Arbeiten. „Zunächst mussten wir den Beton an den Stützen und Decken mit Hilfe von Höchstdruck-Wasserstrahlen von Untergeschoss zu Untergeschoss abtragen", berichtet Projektleiter Mario Meyer. Aufgrund der Bauweise ist die Geschossdecke der Tiefgarage je nach statischen Erfordernissen unterschiedlich dick. Die Betonoberfläche wurde vollständig, in den dünneren Bereichen teilweise auf die gesamte Deckenstärke, entfernt und neu aufbetoniert. Hierdurch war es möglich, die vorhandene Bewehrung neu auszurichten und schadhafte Elemente auszutauschen.
Oberflächenschutz
Um die Decken und Stützen gegen Eindringen von Schadgasen zu schützen, wurde eine Disbon-OS4-Beschichtung appliziert. Sie besteht aus einer vollflächigen Spachtelung auf dem vorbereiteten Beton und einer Betonschutzbeschichtung aus dem Disbocret-Schutzsystem von Disbon.
Die Böden wurden nach dem Aufbringen einer Epoxidharzgrundierung mit einer Lage einer Bitumenschweißbahn abgedichtet und mit einer meist zweilagigen Gussasphaltschicht belegt. An den Wänden, die größtenteils gemauert sind, war kein Schutz erforderlich. Hier wurde zur optischen Gestaltung und besseren Reinigungsfähigkeit zunächst eine porenfüllende Zwischenschicht aufgebracht. Sie wurde mit der Reinacrylatfarbe Amphibolin beschichtet, die sich durch ihren besonders hohen Weiß- und Reflexionsgrad gerade für den Einsatz in Tiefgaragen anbietet. Denn sie nutzt die vorhandene Beleuchtung optimal aus oder hilft sogar, den Einsatz von Leuchtmitteln zu reduzieren. Außerdem ist die Beschichtung sehr gut reinigungsfähig und erspart dem Bauherrn ggf. einen Neuanstrich über die Nutzungsdauer.
Farbkonzept
Hell, übersichtlich und freundlich präsentieren sich die einzelnen Parkgeschosse. Ein gelungenes Farbkonzept, das Roswitha Maedel im Auftrag des Caparol-FarbDesignStudios erarbeitet hat. „In eine Tiefgarage kommen die unterschiedlichsten Personen. Die Farbgestaltung hat hier eine ganze Reihe von Funktionen", erklärt sie. „Zum einen soll den Kunden, vor allem den Frauen, das Beklemmende und Triste einer Tiefgarage genommen und statt dessen eine freundliche, ansprechende Atmosphäre geboten werden. Zum anderen soll die Farbgestaltung die Orientierung erleichtern."
Das Farbkonzept umfasst die Wände, die in einem strahlenden Weiß gestrichen sind, und farblich abgesetzte Stützen und Türen. „Die Farbe an den Wänden spielt für die Optik in der Garage eine wichtige Rolle", erklärt Meyer. „Wir haben uns bei den gemauerten Wänden letztlich für Amphibolin von Caparol entschieden." Ausschlaggebend seien die hohe Deckkraft und die gute Reinigungsmöglichkeit gewesen. Das Material wurde auch aufgrund seiner höheren Leuchtkraft bereits in der Planungsphase des Instandsetzungsprojekts an Musterflächen erprobt, um die spätere Wirkung abschätzen zu können.
Markante farbige Akzente weisen einige der Stützen in den einzelnen Geschossen auf. Während im ersten Untergeschoss ein heller Grünton vorherrscht, wechselt das im zweiten Geschoss in einen türkis und im dritten in einen rötlichen Ton. Die Wahl der Farbtöne ist keineswegs zufällig. „Die Töne werden nach unten immer dunkler. Sie sind zusätzlich nach dem Farbkreis ausgewählt und bieten somit auch dem Unterbewusstsein eine Orientierung", erklärt Roswitha Maedel. „Es war mir ein Anliegen, dass sich die Parkgarage durch das Gestaltungskonzept von anderen Garagen unterscheidet. Hier sollten moderne Töne zum Einsatz kommen und nicht die üblicherweise verwendeten Grundfarben." Durchdacht ist das Konzept aber nicht nur durch die Wahl der Farben. „Wir haben nur die Stützen, die direkt an den Parkplätzen stehen, farbig markiert, während die an den Durchfahrtswegen grau gestrichen sind." Die zu den Treppenhäusern führenden Türen spiegeln zusätzlich die jeweiligen Akzentfarbtöne wider. Ein heller abgetönter Farbstreifen neben den Türen bildet den Hintergrund für die Bezeichnung der Parkebene. In den Treppenhäusern setzt sich die Farbgebung fort, die Schilder mit den Nummern der Parkplätze sind gleichfalls im entsprechenden Farbton gehalten. „Das Farbkonzept hat uns sehr gut gefallen", betont Martin Zimmert. „Für uns war es wichtig, die Einfahrt unauffällig zu gestalten, da etwas anderes nicht zu unserer historischen Altstadt passen würde. Innerhalb der Garage aber wollten wir Akzente setzen und so die Akzeptanz bei den Nutzern deutlich steigern." Nachdem die Garage Anfang Oktober 2009 nach eineinhalbjähriger Bauzeit planmäßig in Betrieb genommen wurde, fällt Zimmerts Fazit positiv aus: „Alles hat sehr gut geklappt. Vor allem freut mich, dass wir den Kosten- und Zeitrahmen eingehalten haben."