Rettung für ein beschädigtes Schmuckstück
Historisches Erscheinungsbild des Alten Bahnhofs Zoo wiederhergestellt
Der Brand im denkmalgeschützten Alten Bahnhof Zoo in Wuppertal im April 2012 war verheerend: Das Feuer zerstörte große Teile des Dachstuhls und der Fassade, und was die Flammen nicht schafften, erledigte das Löschwasser der herbeigeeilten Feuerwehr. „Das Dämmmaterial, die Decken und Wände – alles war nass", erinnert sich Malermeister Udo Orth, einer der Eigentümer des 1898 erbauten Fachwerkhauses. Für ihn und die Miteigentümer aus dem „Wuppertaler Meisterteam" war die Nachricht ein Schock. 1990 hatte dieser Zusammenschluss aus sechs lokalen Handwerksbetrieben das ehemalige Bahnhofsgebäude gekauft, das seit der Stilllegung des Fernbahngleises und dem Auszug der Deutschen Bahn dem Verfall preisgegeben war. Die Handwerker steckten damals ihre geballte Fachkompetenz in die Restaurierung nach historischem Vorbild und machten das Jugendstilhaus wieder zu einem Schmuckstück im Villenviertel am Wuppertaler Zoo. Mit dem Restaurant „Chicano" zog wieder Leben in das Baudenkmal ein.
Jetzt also alles von vorn: Wieder musste der Zimmermann die tragenden Holzkonstruktionen erneuern, wieder musste der Maurer die Decken mit Gipsstuck nachprofilieren, der Fliesenleger die Böden herrichten. Das ganze Gebäude musste von Grund auf saniert werden. Die Kosten übernahm die Versicherung – die kurioserweise erst davon überzeugt werden musste, die Handwerkergemeinschaft ihr eigenes Haus selbst renovieren zu lassen; ohne Angebote der Konkurrenz einzuholen.
Denkmalreihe Histolith für die Fassade
Malermeister Udo Orth restaurierte mit seinem Team die Fachwerkfassade und ließ erneut seine Mitarbeiterin für Schablonenmalerei die Deckenverzierungen im Hauptraum gestalten. Dabei setzte Senior-Chef des Wuppertaler Traditionsbetriebs auf die Produkte und das Know-how von Caparol. Verkaufsberater Michael Trockel war von Anfang an in alle Schritte eingebunden und stand den Malern zur Seite, wenn er gebraucht wurde. „Es war genau das richtige Maß an Beratung", lobt Orth, dem als Bauherr und Verarbeiter in einer Person die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Caparol gleich doppelt wichtig war.
Die Fassade wurde zunächst gereinigt, dann schliffen die Mitarbeiter der Malerwerkstätten Orth – alles Malerfachgesellen – das Holzfachwerk ab. Risse verschlossen sie mit der leinölgebundenen Sanopas-Holzrisspaste aus der Caparol-Denkmalpflegereihe Histolith, die speziell für die Anforderungen alter Bausubstanz entwickelt wurde. Rohe Holzteile wurden mit Capacryl Holzschutzgrund imprägniert und damit vor Pilzbefall und Fäulnis geschützt. Auf die gesamte Fläche wurde anschließend die Grundierfarbe Capacryl Holz-Isogrund aufgetragen, die verhindert, dass beim Schlussanstrich braunfärbende Inhaltsstoffe des Holzes durchschlagen.
Rezeptur des Originalfarbtons am Computer bemessen
Denn das Holzfachwerk sollte wieder den hellen Blauton bekommen, in dem es ursprünglich gestrichen war. „Als wir das Gebäude gekauft haben, waren die Balken braun", berichtet Orth, „aber im Eingangsturm haben wir damals Farbmuster entnommen und diesen Blau-Grau-Ton freigelegt." In Absprache mit der Unteren Denkmalbehörde Wuppertal hatte der Malermeister schon bei der ersten Restaurierung die Fassade farblich in den Originalzustand zurückversetzt. Auch jetzt war den Denkmalpflegern die ursprüngliche Farbgebung wieder sehr wichtig. Um wirklich den richtigen Ton zu treffen, ging Caparol-Verkaufsberater Michael Trockel auf Nummer sicher und entnahm einen Holzspan des Fachwerks, den er in die Caparol-Zentrale nach Ober-Ramstadt schickte. Dort wurde die Probe am Computer eingelesen und die exakte Rezeptur des Farbtons bemessen. Trockel ließ zunächst eine kleine Menge Farbe zum Test herstellen, und siehe da: „Das hat sofort gepasst." In originalgetreuem Blau-Grau wurde das Fachwerk des Alten Bahnhofs mit der Capadur-Color-Wetterschutzfarbe gestrichen, die besonders vor Feuchte und Pilzbefall schützt.
Die Endbeschichtung der Klinkerflächen erfolgte wie zuvor auch im Farbton Cremeweiß mit einem weiteren Produkt aus der Histolith-Reihe, der Sol-Silikat-Farbe. „Entscheidend für den Denkmalschutz ist die Diffusionsoffenheit dieser mineralischen Fassadenfarbe", betont Orth. Feuchtigkeit kann ungehindert nach außen dringen, was Bauschäden verhindert und ebenfalls das Risiko von Pilzbildung reduziert.
Schablonenmalerei als Handwerkskunst
Auch im Inneren des ehemaligen Bahnhofsgebäudes sorgten die Malerwerkstätten Orth für das alte Erscheinungsbild in neuem Glanz. Der Hingucker im heutigen Restaurant „Bahnhof Zoo" – Nachfolger des „Chicano" seit der Wiedereröffnung - ist wie zuvor auch die Decke des Hauptraums: Ein zwischen Abenddämmerung und Morgenröte changierender Himmel breitet sich aus über den Gästen, die heute dort an der Bar sitzen, wo früher in der Bahnhofshalle die Gepäckabfertigungsschalter standen. Der Himmel ist eingefasst von einer Schmuckborte, die in der alten Technik der Schablonenmalerei entstanden ist: Eine Mitarbeiterin Orths reihte mit Hilfe von Schablonen Ornamente aneinander, die sich durch exakte Wiederholung zu Blumengefäßen und Ranken zusammensetzen. Diese Art der Verzierung ist typisch für den Jugendstil an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, in der auch das Bahnhofsgebäude entstand. Orth ist mit Recht stolz darauf, dass sein Betrieb zu solchen Oberflächenveredelungen in der Lage ist. „Hier sieht man, dass auch das Handwerk viel leisten kann", betont er. Ein kleines Stück der Bordüre ließen die Maler so, wie sie sie bei der ersten Restaurierung vorgefunden hatten - als Sichtfenster in die Vergangenheit des Alten Bahnhofs.
Die sonstige Innenausstattung des Restaurants „Bahnhof Zoo" ist dagegen am heutigen Geschmack orientiert: Für die Farbgebung im Hauptraum konsultierte Orth die Innenarchitektin Petra Vöcklinghaus der Maler-Einkaufsgenossenschaft MEG Rhein-Ruhr, die trendige helle Braun- und Beigetöne für die Wände vorschlug. Diese wurden glatt gespachtelt und mit Malervlies beklebt. Anschließend bekamen sie einen Anstrich mit der Innenfarbe Capasilan auf Siliconharzbasis. Um dem Anstrich Struktur zu verleihen, versetzten die Maler die Farbe mit Silbersand und trugen sie im Kreuzgang mit der Bürste auf. Der Pächter des Restaurants stimmte sein neues Mobiliar auf die veränderte Farbgebung ab schuf zur Wiedereröffnung ein gediegenes und dennoch modernes Ambiente mit dunklen Holzstühlen und beigen Sitzbänken. „Die Räume haben eine gelungene Atmosphäre, die zum Entspannen und Sich-Wohlfühlen einlädt", so der Tenor von Orth und seinen Mitstreitern. Das jährliche Betriebsfest der Malerwerkstätten Orth wurde selbstverständlich im „Bahnhof Zoo" gefeiert. In der wärmeren Jahreszeit kann das Lokal auch einen schönen Außenbereich für die Gastronomie nutzen.
Autor: Nina Voigt
Fotos: Caparol Farben Lacke Bautenschutz/Andreas Wiese
Bautafel
Auftraggeber und Verarbeiter:
Malerwerkstätten Orth
Simonshöfchen 4a
42327 Wuppertal
www. malerwerkstaetten- orth.de
Verwendete Caparol-Produkte:
Histolith Sanopas-Holzrisspaste, Histolith Sol-Silikat-Farbe, Capacryl Holzschutzgrund
Capacryl Holz-Isogrund, Capadur-Color-Wetterschutzfarbe, CapaSilan Innenfarbe